Freitag, 7.10.2016
Warum auch immer die Kinder nochmal unbedingt nach Lombamba zum Zahnarzt wollten... Hätten sie gewusst, was sie hier heute erwartet, hätten sie sich das vielleicht zweimal überlegt. Ich aber auch, wenn ich ehrlich bin. Schon bei Klinik hätte ich deutlich mehr aufhören sollen. Am Anfang ging es ja noch. Die Kinder der einzelnen NCP's wurden zunächst zur Behandlungsstation gebracht. Aber gut, was heißt Behandlungsstation. Am Anfang dachte ich die Behandlungen würden im Klinikgebäude stattfinden. Aber nein. Für die Kinder wurde eine Art Zelt außerhalb der Klinik aufgeschlagen, in dem zwei Liegen, sowie ein Tisch mit Injektionen, Spritzen, Betäubungsmitteln und weiteren Utensilien bereitstellen. Das Ganze hätte also prinzipiell überall auch jedem x-beliebigen Feld stattfinden können. Dann ging es los: Ein Kind nach dem anderen auf die Liege, Mund auf, Zähne raus, ein Wattepad, um die Blutungen zu stillen und das nächste. Zu Beginn schlugen sich die Kinder echt tapfer. Ich konnte kaum hinsehen und sie zuckten nicht einmal mehr mit der Wimper, wenn einer der Zahnarzthelferinnen die Spritze in ihrem Mund versenkte. Daneben setzen und den Kindern Händchen halten, kam für mich nicht in Frage und schon das ganze von Weitem zu beobachten viel mir schwer. Als dann noch Tembuso, ein Mädchen aus meinem NCP mir die ganze Zeit ihr blutiges Tuch hingehalten hat, wurde mir dann auch noch schlecht. Viele der Kinder sind auch irgendwo krank und haben Aids, was die Situation für mich nicht unbedingt erleichtert hat. Ich entferne mich also immer weiter und weiter von der Gruppe und machte einen kleinen "Spaziergang" um die Klinik, suchte mir ein sonniges Plätzchen und beobachtete alles aus sicherer Entfernung. Doch auch hier drehte sich mein Magen um, als die ersten Kinder begannen wie am Spieß zu schreien, um sich zu treten oder zu schlagen, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Manche rannten weg. Eines sogar bis auf die Straße. Ein lautes Huuuup und quietschende Reifen drangen von der Straße zu uns. Einer der Busse musste scharf bremsen, um das Kind nicht zu überfahren. Danach hielten fünf Leute gleichtzeitig auf der Liege. Es ist eben das Beste für das Kind. Die verrotteten Milchzähne müssen einfach raus, damit die späteren Zähne eine Möglichkeit haben gesund nachzuwachsen. Jetzt wäre aus meiner Sicht eben nur auch mal an der Zeit den kleinen zu zeigen, wie sie ihre Zähne zu putzen haben, damit der Klinikbesuch wegen der verotteten Zähne auch eine einmalige Sache bleibt. Ob das passiert, ist allerdings fragwürdig. Um die Zähne des einen Kindes stand es bereits so schlecht, dass man sie nicht mehr rausnehmen konnte. Sie waren schon abgebrochen und man konnte sie mit den einfachen Mitteln nicht mehr ziehen. Sie müsste am Wochenende noch einmal auf eine ambulante Station. Ein weiteres Kind vertrug die Betäubungsmittel extrem schlecht. Nachdem die Zähne draußen waren, begann es zu schwitzen, zu zittern und schaute auch sonst ganz apathisch. Kaum jemand hatte Zeit sich um es zu kümmern. Es waren einfach zu viele Kinder. Da kann man sich wirklich glücklich schätzen, dass man in diesem Alter noch überall von den Eltern hinbegleitet wurde. Es gibt Sicherheit. Dieses Glück haben die Kinder hier leider nicht.
Gegen halb eins ging es dann endlich zurück zu Lodge und fürs Mittagessen dann ins Mug&Bean (kleines Resteraunt im Einkaufscenter). Also Wasser und eine Tomatensuppe mit Ciabatta für mich und danach noch eine heiße Schokolade. Das Essen hier ist wirklich brutal güngstig, wenn man bedenkt, dass ich für das ganze umgerechnet gerade mal 7 Euro ausgegeben habe. Am Nachmittag dann hatten wir -wie jeden Freitag- frei und ein paar von uns entschieden sich die Zeit zu nutzen und ein weiteres Mal auf den Hausberg hinter unserer Lodge zu hiken. Sogar Pumi, der Boss von der Lodge, entschied sich uns heute einmal zu begleiten. Doch bevor es losging mussten wir uns, wie auch schon beim letzten Mal, in eine Art Liste eintragen. Dabei überflog ich die Kommentare derjenigen, die die letzten Tag zu Sheebas Breast geklettert waren. Bei dem Kommentar "Leopard!" stutzte ich und zeigte es Pumi. Doch dieser lachte nur und meinte mit einer wegwerfenden Handbewegung, dass sich hier wohl einer einen Spaß erlaubt hätte.
Also dann mal los! Bingo als unser Special-guide war natürlich auch dabei und wie auch schon beim letzten Mal war der Trip auch diesesmal ein echtes Erlebnis. Wir kämpften uns also immer weiter und weiter den Berg hinauf,bis eine Art Gebrüll uns stoppen ließ. In einiger Entfernung waren Baboons, die den Berg hinuntergerannt kamen. Auch Bingo war außer Rand und Band. Er kläffte, traute sich aber auch nicht näher an die Affen heran. Die Männchen waren zum Teil echt riesig. Einige Minuten verfolgten wir das Treiben, bis wir schließlich unseren Weg fortsetzten.Es war um einiges gemütlicher als letztes mal und einige Zeit später waren wir auch schon oben. Das Wetter war leider etwas trister als das letzte mal und der auffrischende Wind ließ einen erschaudern, sodass wir schon nach einiger Zeit den Rückweg antraten. Unten angekommen dann schnell unter die Dusche gehüpft und dann war ich heute auch das erste mal mit Kochen dran. Wenn man das überhaupt kochen nennen darf. Heute sollte es Burger geben und ich verbrachte die meiste Zeit mit Gemüse schnippeln und Salat waschen.
Für heute Abend war dann wieder Pub&Grill angesagt. Eigenltich hatte ich nicht besonders viel Lust. Doch das änderte sich im Laufe des abends. Ich lernte zwei Medizinstudenten aus der Schweiz kennen. Sie waren die vorherige Nacht früh aufgebrochen und waren eigentlich total müde, wollten die Bar aber wenigstens mal gesehen haben. Trinken wollten sie sowieso nichts mehr, mit ihrem eigenen Auto hin- und zurückfahren und auch nicht allzu lange bleiben. Perfekt für mich! Sie boten an zwei von uns mitzunehmen und ein anderes Mädchen und ich waren sofort dabei. Der Abend heute gefiel mir auch deutlich besser, als beim ersten Mal. Die Afrikaner waren weniger aufdringlich und ich fühlte mich sofort sehr viel wohler und befreiter. Aber das spektakulärste an diesem Abend war eigenltich die Hinfahrt. Wir fuhren also aus dem Eingang raus und dann rechts. Eigentlich alles gut. Nur halt die falsche Straßenseite. Schon kam uns ein Auto entgegen, war aber zu Glück nicht besonders schnell unterwegs und konnte noch gut bremsen. Nach zwei, drei Stunden ging es dann zurück in die Lodge und nach so einer Woche hier mit den Kindern, ist das auch mehr als genug.
Achso, und was vielleicht noch ganz interessant ist. Der Leopard in dem Buch existiert wirklich. Beim Abendessen habe ich mit einer Engländerin gesprochen und sie hat ihn tatsächlich in einiger Entfernung in einem Baum sitzen sehen. Ich rief Pumi zu mir und als er das hörte meinte er nur, dass er auch schon davon gehört hättte, dass einer hier manchmal in der Gegend herumstreifen würde. Er hätte eben nur nicht geglaubt, dass ihn tatsächlich auch einer mal zu Gesicht bekommt. Im Gegensatz zu Baboons oder Black Mambas, die häufiger mal gesichtet werden. Oh Mann, hätte ich das mal vorher gewusst :/ :D ...
* Fotos Zahnarzt folgen noch