27.10.2016, Donnerstag ~ Kapstadt oder "Das Paradies"
Die letzte Fahrt. Und es würde eine lange Fahrt werden. Um genau zu sein über 8 h. Wir mussten also mal wieder früh los und ich versuchte einfach soviel wir möglich von der Fahrt zu verschlafen hat auch ganz gut geklappt. Nur einmal musste ich aufstehen, als wir an einem kleinen See Lunchbreak machten und dann waren wir auch schon fast da. Wir stoppten ein weiteres mal. Kurz vor Kapstadt. Und von hier war der Blick wirklich atemberaubend. Von hier aus konnte man die ganze Stadt überblicken und naja dort oder zumindest dort in der Nähe würde ich jetzt meine nächsten vier Wochen verbringen :D. Ich freute mich und eigentlich hätte ich mich noch viel mehr freuen müssen, aber dafür war ich zu fertig und hier oben zog es wie noch was. Das machte es auch nicht gerade leichter das alles zu genießen. Die nächste halbe Stunde schlief ich nicht mehr. Lieber schaute ich mich ein bisschen um und ich wurde wirklich nicht enttäuscht. Unsere Lodge für die letzte Nacht lag an der Longstreet und schon gleich würden wir losziehen um Pizza zu essen. Und ich sag mal so: Ich freute mich jetzt glaube ich auch auf nichts mehr als eine richtig schöne Pizza! Kurze Zeit später fanden wir auch schon einen Italiener mit Holzofenpizza und hier habe ich mir dann auch richtig gegönnt! Schließlich war der letzte Abend und da kann man nicht anders. Also zuerst die Pizza Bella Rosa mit Sweetnuts (Kürbis), getrockneten Tomaten, karamellisierten Zwiebeln und Ziegenkäse überbacken und dann bei einem Blick auf die Nachtischkarte noch einen Tiramisu, dem ich auch nicht wiederstehen konnte! So richtig schön vollgefressen freuten wir uns dann alle auf unser Bett. Dachten wir zumindest... Da war ja noch diese Frau, die bei uns im Zimmer war. Schon heute Nachmittag dachten wir bei dem Blick auf die Schuhe, die im Zimmer standen es wäre ein Mann (sie waren riiiesig). Und jetzt wo wir sie da so liegen sahen bzw. hörten wurde diese Annahme eigenltich nur bestätigt. Sie schlief wie ein Mann. Es war wirklich schlimmer, als wenn man alle schnarchenden Jungs aus unserer Gruppe zusammennimmt. Die Lautstärke war nicht mehr normal und durch mein neues Handy hatte ich noch nicht einmal mehr Musik, mit der ich mich hätte ablenken können (Spotify ist hier übrigens verboten und nicht downloadbar). Aber gut ich bin hier ja schon einiges gewohnt und habe es sogar hier geschafft schließlich einzuschlafen. Also eins lernt man bei so einer Reise: Schlafen - selbst wenn eine Bombe neben einem hochgeht! :D
28.10.2016, Freitag ~ Hout Bay - "Endlich geschafft!"
Dank der Frau, die aufgestanden ist wie ein Panzer, war ich schon um kurz vor sechs wach. Aber egal, dann war wenigstens noch genug Zeit zu duschen und alles zu packen bis es weiter ging zum Ziel unserer Reise: Hout Bay. Schon die Fahrt dorthin, die glücklicherweise nur eine halbe Stunde ging, war ein Erlebnis. So etwas schönes hatte ich noch nie gesehen: die Berge mit den Table Mountain,dem Lionshead und dem Signal Mountain zu der einen und der Ozean mit denen sich auf den Felsen sonnenden Robben zu der anderen Seite. Noch um ein, zwei Kurven und schon waren wir da! Hout Bays Backpackers, unsere neue Bleibe, liegt direkt am Strand und sieht auch aus wie so ein kleines Strandhäuschen. Komplett in hell-blau. Empfangen wurden wir hier von Sarah. Sie ist eine weiße und schon etwas ältere Südafrikanerin und wie Pumi nur eben von hier. Tzja, danach hieß es dann auch schon Abschied nehmen und zwar von unseren Guides Thami und Melussi, die einem mit der Zeit echt ans Herz gewachsen sind. Und Thami hatte es zuletzt ganz gut ausgedrückt: " Wir sind zusammen im Krüger gestartet und haben nun in Kapstadt aufgehört!" Doch ein gutes hatte es, denn mit dem Abschied von den beiden, kam auch der Abschied von Toastbrot und Plastikkäse, wie sich kurze Zeit später herausstellte. Den gab es bei Sarah nämlich nicht. Also noch einmal winken, ein Dauerhupton und weg waren sie. In zwei Tagen würden sie wieder im Swaziland eintreffen. Sarah zeigte uns kurze Zeit später also unsere Zimmer und sie waren wunderschön. Sehr groß, hell und das beste: der Blick aus dem Fenster führt direkt in den kleinen Hafen, der vllt 3 min von uns entfernt liegt. Hier würde ich also die nächsten vier Wochen verbringen :D.
Jetzt noch zur Arbeit: Kurze Zeit später traf Nquobile ein. Sie ist die einzige Mitarbeiterin von "All Out" hier und quasi Chingiza von Kapstadt. In den nächsten 1 1/2 Stunden erfuhren wir also einiges. Vor allem über Hout Bay und seine Townships, sowie von Kapstadt und unserer Arbeit.
Hout Bay war einst ein kleines Fischerdorf, in dem insbesondere Schwarze lebten, die jeden Tag raus aufs Meer fuhren, fischten und den Fisch daraufhin in einer Fabrik verarbeiteten. Das tun sie bis heute, aber seit früher hatte sich einiges geändert. Hout Bay ist nun das Produkt der Apartheid und die Schwarzen wurden mit der stregen Einteilung nach Hautfarben in kleine Townships gedrängt. Betrachtet man die Verteilung der Menschen sind ganz oben am Hang die Weißen gelegen. Sie haben Zugang zu den besten Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten. Dann eins weiter drunter kommen die Asiaten, die ebenfalls noch von der Infrastruktur der Weißen profitieren. Schließlich folgen die Coloureds und zuletzt die Schwarzen. Daraufhin zeigte sie uns noch eine Bevölkerungsverteilung von ganz Hout Bay und es war krass: die weiße Bevölkerung haben sich über die ganze Bucht verteilt, während die Schwarzen in kleinere Gegenden gedrängt wurden. Hier müssen also vielmehr Menschen auf engstem Raum leben. "Apartheid is obviously still alive." Dennoch konnte Noqubile meine Auffassung von den Townships nur unterstützen: Hier besteht eine Gemeinschaft, in der man teilt und sich hilft, von der wir Menschen in Europa nur träumen können. Dies hängt eben einerseits damit zusammen, dass die Menschen sich den engsten Raum teilen müssen und andererseits der größte Teil des Lebens draußen stattfindet. Trotzdem darf man eben auch nicht die vielen Probleme verkennen, die die Townships mit sich bringen, wozu nicht zuletzt Krankheiten, Drogen- und Alkoholmissbrauch, Kindesschwangerschaften, eine erhöhte Kriminalität gehören (Südafrika hat mit die höchste Kriminalitätsrate der Welt) und Ungerechtigkeiten gehören. Zu den Ungerechtigkeiten zählt hier vor allem die Tatsache, dass viele der weißen Einwohner die Fischfabrik schließen lassen wollen, da sie jeden Monat für einige Tage einen solchen Gestank verursacht, dass einige Menschen in der näheren Umgebung z.B. unter starken Kopfschmerzen leiden. Doch die Schwarzen hier, sie leben davon. Und das schon seit Jahren. Für sie ist es nicht nur ein Beruf, sondern schon fast eine Berufung (kultureller Aspekt). Man will also die Fischfabrik schließen und die Menschen auf die umliegenden Geschäfte verteilen. Doch auch das ist eigentlich keine Option, da der Bildungsstandart der meisten viel zu gering ist... Der Name des davon betroffenen Township ist Hangberg und ist dieses in dem ich nun vier Wochen Kinder zwischen 2 und 5 Jahren betreuen werde. Gemeinsam mit zwei anderen Freiwilligen bin ich beim Carepoint Wavecrest eingeteilt und werde dort vor Ort einer Klasse zugeteilt -hoffentlich nicht bei den Hosenscheißern :D... Danach folgten noch ein paar Sachen zur Kriminalität in Südafrika: vor kurzem hätte es einen Vorfall gegeben, bei dem drei Freiwillige bei Tageslicht auf dem Tafelberg mit der Pistole überfallen wurden und alles hergeben mussten. Nquobile meinte hier in Südafrika würde die Kriminalität immer wieder hoch und runter gehen und jetzt vor Weihnachten vermutlich eher hoch. Zum Glück können wir unsere Zimmer hier abschließen. Das hier in der Nähe von Kapstadt ist schon eine andere Nummer als die Lidwala Lodge im Swaziland ...
Schließlich war unsere Einführung beendet und alles weitere würden wir dann vor Ort herausfinden. Das Wochenende konnte also beginnen! Wir hatten die letzten Tage genug rumgesessen und entschieden uns auf einen Hike zu gehen und unsere Wahl fiel letztendlich auf den Lionshead. Mit dem Taxi ging es also bis zum Ausgangspunkt und von dort aus ca. 1 h bis zum Gipfel des Lionshead. Es ging also recht schnell und war nichts gegen Sheebas Breast. Kam uns allerdings ganz gelegen. Die letzten zwei Wochen Reisen hängen einem noch in den Knochen und man wurde trotzdem mit einem tollen Blick über Kapstadt belohnt - also was will man mehr? Da unser Taxi erst später kommen würde, hatten wir genug Zeit den Ausblick zu genießen und hier tummelten sich überraschenderweise nicht nur Touristen, sondern auch einige Südafrikaner. Sie kommen hier zum Teil jede Woche hoch. Freitags auf den Lionshead und samstags dann auf den Table-Moutain. Später dann, als wir zurück bei der Lodge waren, war gerade noch genug Zeit für eine Dusche und dann ging es auch schon weiter. Jeden Freitag ist nämlich hier in Hout Bay ein kleiner Markt und da wollten wir hin. Nun lernten wir auch die anderen aus der Lodge kennen und sie meinten wir müssten einfach nur dem Weg am Hafen entlang folgen. Dann könnten wir ihn kaum verfehlen. Zu dritt machten wir uns also auf den Weg. Es dämmerte schon leicht und dort unten war wirklich niemand. Wir wurden immer schneller und schneller und erreichten dann einige Zeit später auch endlich den Markt. Er ist in einer Art Halle untergebracht und die war wirklich voll. Voll von Menschen: Südafrikanern, Touristen und auch anderen Deutschen. Ein Mädchen in der Lodge hatte uns noch gewarnt, wir sollten viel Geld mitnehmen und jetzt weiß ich auch warum. Hier könnte man tatsächlich alles kaufen, denn neben dem riesigen Essensangebot gab es auch tolle Stände, die eben nicht den typischen Touristenschnickschnack verkauften. Ich nahm also das erst beste, anderenfalls kann man sich hier eh nicht entscheiden und stöberte ein bisschen bei den einzelnen Marktständen. Im Hintergrund lief Livemusik und wir würden auf jeden Fall wiederkommen soviel war sicher. Schließlich müssen wir noch das ganze andere Essen testen.
Um neun Uhr wurde hier dann zugemacht und uns wurde klar, wir hatten keine Taxinummer, was nicht ganz so klug war. Zumal da es draußen schon stockdunkel war... Wir mussten also direkt am ersten Abend genau das tun, was ich mir geschworen hatte nie zutun: zu Fuß zurück zur Lodge. Zum Glück waren wir eine recht große Gruppe und neben dem Weg am Hafen gab es noch einen solchen entlang der Straße. Wir beeilten uns und waren dann alle mehr als froh zurück in der Lodge zu sein... Hier wurde dann erstmal eine Taxinummer gespeichert - für alle Fälle!