Kapstadt - Südafrika

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Kapstadt

Tagebuch
Woche 9 ~ Kapstadt
31.10.2016, Montag "There is nothing to change in the past, you just can change something now"

Heute würden wir noch nicht arbeiten, sondern zunächst zwei Touren durch die beiden nahegelegenen Townships machen, wo in Zukunft auch unser Arbeitsplatz sein würde. Zum ersten wurden wir gefahren und auf dem Parkplatz vor unserer Lodge wartete dann schon unser Tourguide. Er trägt den Namen Afrika und und würde uns durch das Township Izamo Yethu führen. Das Township existiert seit 1991 und war von der Regierung ursprünglich für ca. 2 500 Menschen vorgesehen. Heute leben hier weitaus mehr als 40 000...Trotzdem hat man das Gefühl Afrika kennt hier nahezu jeden Einzelnen und seine ganz spezielle Geschichte. Aber dazu später. Erstmal wurden wir an einer Art Straßenecke rausgelassen und bereits hier standen mehrere Blechhütten dicht an dicht und kreuz und quer verteilt. Doch das war noch lange nicht das Township, wie er uns kurze Zeit später erklärte. Alle diese Häuser hier unten seine illegal, würden nicht mehr zum Township gehören und wären einzig und allein eine Reaktion der unzhligen Leute hier auf den Platzmangel, der hier vorherrsche. Diesen vorderen Teil bezeichnen sie also als Favella, wobei immer mehr Häuser aus Wellblechen aufeinander gestapelt werden. Warum der Platzmangel so akut ist? Darauf gäbe es mehrere Antworten:
Zum Einen waren die während der Apartheid geschaffenen Townships für die Menschenmassen schon damals viel zu klein gewesen und zum Anderen ist kaum einer der hier lebenden Menschen Südafrikaner. Die meisten hier sind auf legalem, aber eher auf illegalem Wege nach Südafrika gekommen in der Hoffnung hier eine bessere Zukunft zu erlangen. Sie stammen also aus verschiedenen Teilen Afrikas (Sambia, Mosambik, Simbabwe...) und sind zum größten Teil schwarz. Meist sind sie der Xhosa-Kultur angehörig und Afrika meinte auch dies wäre ein Grund, warum ausgerechnet das Township ein so großer Magnet für weitere Zuwanderer wäre. Die Kultur würde nämlich eine ausgesprochen große Offenheit, Freundlichkeit und Hilfsebereitschaft mit sich bringen, die nicht nur gegenüber anderen Afrikaner gelten würde. Somit leben hier z.B. auch einige Chinesen, wobei diese anscheinend sehr abgegrenzt und für sich leben würden. Würde man sie grüßen würden sie höchstens ein bisschen blinzeln und schüchtern wegschauen. Sie seien einfach zu verschieden. Aber gut, Chinesen gibt es wohl überall.
Was mich allerdings ein wenig überrascht hat, dass keines der Häuser hier von der Regierung stammt. Die Regierung hat zwar das Township vor ca. 23 Jahren eröffnet und somit dem Ganzen einen Rahmen gegeben, aber viel passiert wäre seitdem nicht: 9 Toiletten und eine Mauer. Afrika zeigte empört auf die Mauer: "Who needs a wall?". Doch er meint, die Hoffnung würde trotzdem bestehen und langsam würde etwas passieren. Alle Häuser, die also das Township abbilden (nicht die Favellas) stammen also von unterschiedlichen internationalen Organisationen und Foundations. Er meinte, sie hätten Glück, dass dieses Township international bekannt wäre, was nicht zuletzt mit der unmittelbaren Nähe zum Flughafen zusammenhängen würde. So stammt beispielsweise sein Haus von einer irischen Organisation, was von außen auch unübersehbar ist. Es trägt eine irische Flagge, sowie ein Kleeblatt. Doch dieses Haus bewohnt er nicht alleine... Ursprünglich hatte er sich im vorderen Teil sein eigenes gebaut. Doch kurz nach der Fertigstellung gab es einen Brandt. Ein Mann starb und einige Häuser brannten nieder. Mit diesen auch seins. Er meint die Feuerwehr würde zwar in unmittelbarer Nähe sein (5min), bräuchte jedoch minimum 45 min, um einen -in den Townships nicht seltenen- Brände zu löschen. Für ihn waren das nun 45 min zu spät und ihm blieb nichts anderes übrig, als mit seiner Schwester, seinem Schwager und deren Kind zusammenzuziehen. Aber nicht nur die Iren haben ihre Spuren hinterlassen, sondern auch das Team Oranje hat sich in der Stadt verewigt, sowie zum Beispiel auch Deutschland über die Organisation Lufthansa. Ohne die Unterstützung vom Ausland würde hier hingegen nichts passieren... In diesem Zusammenhang betonte der Tourguide immer wieder, dass die Menschen sich niemand anderen als Mandela zurück wünschen. Er war derjenige, der für sie Sorge trug und der Grund, warum die Leute bis heute den ANC wählen. Sie glauben, wenn sie diese Partei (ursprüngliche Partei Mandelas) wählen, wählen sie Mandela. Er hat den Menschen Afrikas und vor allem diesen aus den Townships sehr viel Hoffnung gegeben. Viele Menschen sind sehr unzufrieden. Unzufrieden mit ihrer Situation. Unzufrieden mit der Regierung. Und ihr Zustand? Ist zusehends schlecht. So teilen sich bis zu 12 Leute einen Stromkasten. 7 zum Teil ein Bett und viele, viele Menschen ein Haus. Doch Teilen, das ist der Weg, wie die Menschen hier überleben.
Wir liefen weiter. Kreuz und quer durch das Township und immer wieder trafen wir auf Menschen mit den verschiedensten Geschichten. So zum Beispiel auf die älteste Frau im Township (80 Jahre) oder eine Frau, die gebrauchte Klamotten auf einer Wäscheleine zum Verkauf anbot. Oder aber ein junger Mann aus Sambia. Er kennt sich mit allem aus, was mit Computern, Handys oder Technik zutun hat. Die Menschen bringen ihm die Geräte und er repariert sie. Für die Menschen hier ist er ein Genie. Komisch irgenwie, bei uns wäre das normal und hier grenzt es an einem Wunder. Verrückt! Aber noch verrückter fand ich die Geschichte der nächsten Frau. Sie ist hier die Musiklehrerin und spielt die verschiedensten Instrumente, was sie wiederum an die Kinder des Townships weitergibt. Und dazu gehören nicht nur afrikansche, sondern auch verschiedene Streichinstrumente, wie z.B. die Geige. Und 14 ihrer Schüler sind nicht nur irgendwelche Musiker. Sie sind schon in verschiedenen Teilen Europas, unter anderem in Deutschland, aufgetreten und das in Begleitung von niemand anderem als Andre Rieu. Auch seine Organisation ist hier stationiert.
Abschließend ging es dann noch zu Ikayalethemba oder auch dem "House of Hope", was in den kommenden vier Wochen mein Arbeitsplatz am Nachmittag sein würde. Es ist ein Ort, der gemacht wurde für Kinder, die auch nach der Schule einen sicheren Platz erhalten sollten. Ein Ort ohne Gewalt, Alkohol und Drogen und vor allem ein Ort, an dem sie Zuwendung, Liebe und Aufmerksamkeit erfahren können. Die Leiterin ist eine weiße Südafrikanerin mit holländischen Wurzeln (Familie ist in den 60ern gekommen). Jetzt war hier noch alles leer. Doch morgen würde es gefüllt sein mit vielen, vielen Kindern. Ich bin gespannt wie es wird.
Nun noch zum besten Teil unseres Township-Walks: Die T-Bag-Factory. Es ist ein Unternehmen, das vor genau 12 jahren als kleine simple Idee begonnen hat und nun zu einem interantional bekannten Unternehmen angewachsen ist. Alles hat damit begonnen, dass man den Menschen hier im Township eine Arbeit geben wollte. Es sollte etwas Originelles sein und bei einer Tasse Tee ist man dann auf die Idee gekommen etwas aus Teebeuteln zu entwickeln. Nun gibt es alles aus Teebeuteln: Bilder, Teeuntersetzer, Magneten, Dekoartikel usw. Nicht zu vergessen die Handtaschen, die sogar schon von Franzosen entdeckt und auf einer Fashionweek eingesetzt wurden. Die Teebeutel werden aus aller Welt gespendet und vom Chef für kleines Geld an die Näherinnen verkauft. Diese waschen, bearbeiten und bemalen sie dann und verkaufen sie wieder zurück an den Chef, der sie nun im Laden ausstellt. Die Näherinnen stammen alle aus Izamo Yethu und für die meisten bedeutete dies eine riesige Veränderung im Leben. So ist das Geld, das sie verdienen, bei den meisten das erste sichere Einkommen. Sie können nun z.b. ihre Kinder in die Schule schicken, sich einen Hausbau ansparen oder besseres Essen leisten. Für sie ist es ein Lichtblick im Leben! Aber nicht nur für die Menschen hier, sondern auch für diese im nahegelegenen Gefängnis. Auch von diesem Arbeiten einige bei T-Bags, dürfen allerdings ihr Gehalt nicht behalten. Dieses geht also an das Gefängnis und wird in besseres Essen investiert. Viele Menschen leiden hier an Aids. Gutes und gesundes Essen ist wichtig, was somit möglich ist. Zudem finden hier im Gefängnis nun manchmal Geburtstage oder Weihnachtsfeiern der Kinder aus dem Township statt. So können auch sie mit vom besseren Essen profitieren. Sowas ist halt wirklich nur hier möglich!
Nun ging es zurück in die Lodge. Sarah hatte uns Pizzabaguette gemacht und da sagte ich definitiv nicht nein. Danach hieß es auch schon Abschied nehmen. Drei aus unserer Gruppe würden uns heute verlassen und zurück nach Hause fliegen. Ich werden sie vermissen. Nun sind wir noch zu sechst. Sechs Mädchen.
Lange Zeit für die Verabschiedung hatten wir jedoch nicht, denn am Nachmittag wartete schon die zweite Township-Tour auf uns. Hangberg war nicht weit von hier und unser zweiter Guide holte uns ab und zu Fuß machten wir uns auf den Weg zum nahegelegenen Township. Es ging also am Hafen vorbei und dann rechts einen kleinen Berg hoch. Hier sah es schon deutlich anders aus. Auch hier gab es zwar viele Häuser, aber es waren eben geordnete und von der Regierung gesetzte Häuser. Der Unterschied zwischen diesem und dem anderen Township ist vor allem, dass alle hier lebenden Menschen Südafrikaner sind. Sie haben alle die gleiche Muttersprache und reden Afrikaans. Außerdem sind sie nahezu zu 100% Christen. Und auch die sonstigen Bedingungen sind andere... dachte ich zumindest. Hier sah es auf den ersten Blick tatsächlich so aus, als hätten die Menschen hier -alle Coloroud übrigens- ein deutlich besseres Leben. Doch der Schein trügt. Es ist wie uns Nqobile zu Beginn gesagt hatte. Manchmal sieht man zwei Kinder nebeneinander: eines mit laufender Nase, schmutzig und zerfetzten Klamotten und das daneben sauber und mit ordentlichen Klamotten. Doch welches ist nun ärmer? Alle würden direkt auf das erste tippen, obwohl am Ende womöglich beide gleich arm dran sind. "Kleider machen Leute " - so ist es eben auch hier. Das mussten auch wir feststellen, als wir die Rückseite von Hangberg kennenlernten. Hier waren keine Straßen mehr und das Township war von dieser Seite durch eine sogenannte Firewall abgeschirmt. Diese Firewall ist ein einfacher Zaun und soll die Menschen angeblich vor einem womöglich auf dem Berg ausbrechendem Feuer bewahren. Doch dies ist nur vorgeschoben. Eigentlich will die Regierung nur verhindern, dass das Township sich weiter ausbreitet. Doch was sollen die Menschen machen? Die kleinen, süßen Häuschen für ca. 5-6 Personen werden bereits von zum Teil über 20 Personen bewohnt. Die Menschen bauten sich also hinter der Firewall angrenzende Häuser, um dem Platzmangel entgegenzuwirken. Illegal. Und das hatte seine Folgen. Die Polizisten entdeckten die Menschen hinter dem Zaun. Sie schlugen auf sie ein, Gewalt wurde eingesetzt und viele Menschen verloren ihre Augen. doch die kleinen Wellblechhütten stehen zum Teil immer noch. Getan hat sich so gut wie nichts. Die Häuser beziehen von den Nachbarn Strom. Toiletten gibt es hier keine. Stattdessen wird der angrenzende Busch genutzt und so richt es hier auch: schon fast beißend. Tzja, und das war dann wohl die andere Seite der Medaille. Betrachtet man die andere Seite des Townships, würde man kaum Armut erwarten. Doch hier sieht man, sie ist genauso vorhanden wie auch in dem anderen. Doch dies ist nicht das einzige Problem hier. Auch Drogenmissbrauch, Alkohol und Kinderschwangerschaften seien ein großes Thema. In den Schulen seien bis zu 40 Kinder schwanger und sogar in der Primary School bis zu 10. Die Jüngste von ihnen sei 11 Jahre alt. Der Guide betonte keines dieser Kinder wäre Opfer einer sexuellen Vergewaltigung. Aber da bin ich mir nicht so sicher... Die Hauptdroge hier ist Crystal Meth und dies in Kombination mit den vielen jungen Schwangerschaften hat auch Auswirkung auf die Kindersterberate bzw. Behindertenrate der Kinder... Furchtbar! Ein weiteres Problem ist die Kriminalität. Nicht untereinander, aber gegenüber Fremden, speziell Weißen, sei hoch. Sie wissen wer fremd ist und wenn man in den oberen Viertel alleine unterwegs wäre würden sie einen bestenfalls beklauen oder schlimmstenfalls zu Boden treten und schlagen. Er meitn auch er hätte so gedacht, als er 15/16 Jahre alt war. Jeder Weiße war ein Eindringling und dabei spielte es keine Rolle, wo dieser herkommt. Es reicht einfach schon, dass er weiß ist. Die Wunden der Geschichte Afrikas sitzen tief. Bis heute. Er erzählte auch sonst ein bisschen von sich. Auch er war den Drogen und dem Alkohol verfallen. Hat geklaut und war in den falschen Kreisen unterwegs. Einen Job hatte er nicht und es gäbe kaum ein Wochenende, an das er sich noch erinnert. Vor einigen Jahren wurde ihm dann aber bewusst er müsste sich ändern, er müsste etwas in den Köpfen der Menschen ändern. Nun hat er seit Jahren keien Zigarette mehr angezündet, keinen Schluck Alkohol getrunken. Er wurde Pastor und widmete sich den Kindern des Townships. Er will, dass sich die Einstellung der Menschen schon im Kindesalter verändert und um das zu erreichen unterrichtet er nicht nur die Kinder, sondern auch ihre Eltern, um ihnen zu zeigen, wie sie ihre Kinder erziehen müssen. Er hat die Hoffnung somit etwas in den Folgegenerationen zu verändern. Zum Schluss führte er uns noch auf die Spitze von Hangberg. Von hier aus hatte man einen tollen Blick auf die Seal-Island Hout Bays. Hier war dann unsere Tour mit dem Mann, den alle nur Pator nannten, schon fast beendet.
Er brachte uns noch runter zur Straße, von wo aus wir über den Supermarkt unseren Heimweg antraten. Wasser muss ich hier wieder kaufen. Nicht nur, weil ich keine Lust habe deshalb Magenprobleme zu bekommen, sondern es anscheinend auch noch eckelhaft schmeckt. Nun gab es schon bald Abendessen: Pasta mit Gemüse und Feta! man merkt, dass das Essen hier schon deutlich europäischer ist, als dieses im Swaziland. Den Rest des Abends verbrachte ich dann noch in der Lounge. Ein bisschen die von der anderen Gruppe kennenlernen und schonmal ein bisschen hören, wie der Arbeitsalltag hier so aussieht.

1.11.2016, Dienstag "erster Arbeitstag"

Heute würde mich mein erster Arbeitstag in der Einsatzstelle bei Wavecrest erwarten. Nquobile brachte uns in das Township Hangberg, welches zu Fuß vllt 15 min von unserer Unterkunft entfernt ist. Um 9 Uhr ging es los und wenn ich meinen Tag mal so zusammenfassen darf: viel zutun gibt es hier nicht... Jetzt weiß ich, was Noqubile am ersten Tag damit meinte, dass wir hier im Gegensatz zu Swaziland keine teacher, sonder nur noch teacher assistents wären. Tzja, und genau so war es auch. Begonnen hat der Tag mit einer Art Kreis, in dem mir die Kinder erst vorgestellt (ca. 35) und dann ein Lied nach dem anderen geträllert wurde. Ohje, Lieder und Namen merken meine absolute Lieblingsbeschäftigung :D. Danach bekamen die Kids dann einen Snack, bestehend aus Obst und Joghurt, dann gabs einen Film und zuletzt sind wir noch raus zum Spielen gegangen bis es schließlich Mittagessen gab. Aber so schnell wie ich den Morgen jetzt zusammengefasst habe, verging die Zeit bei Weitem nicht. Sie schlich... Na immerhin bin ich in der Rainbowclass, d.h. bei den Ältesten mit einer anderen Freiwilligen untergebracht. Doch auch sie habe ich heute beobachtet und viel hat sie auch nicht gemacht. Klar, sie kannte den Ablauf besser und konnte gerade beim Essen den Lehrerinnen unter die Arme greifen, aber das sind halt Minijobs vllt für eine Person. Also man darf mich jetzt nicht falsch verstehen: es ist nicht so, dass es mir gar nicht gefällt. Die Kinder sind super süß, aber ich fühle mich halt schon etwas nutzlos.
Fürs Mittagessen ging es zurück in die Lodge und den Rest der Mittagspause habe ich auf der Terasse in der Sonne verbracht. Dann ging es schon wieder los und man wird sehen, was der Nachmittag so bringt. Normalerweise sind wir nachmittags immer noch in einem anderen Projekt im anderen Township untergebracht, aber da würden wir erst morgen hingehen. Also heute Nachmittag nochmal in den Kindergarten. Bis 3 Uhr haben sie immer Ruhepause und dann werden die Kinder nach und nach bis ca. 5 Uhr abgeholt. Einige waren schon weg und es war bereits deutlich ruhiger als am Morgen. Am Nachmittag gibt es kein bestimmtes Programm und auch die Kindergärterinnen saßen nur rum. Machten gar nicht, was mal wieder typisch ist. Ich glaube sie lieben es einfach faul rumzusitzen und zu essen. Auch die Kinder machen nichts. Sitzen einfach nur da, reden vllt ein bisschen. Oh nein, bitte nicht das nun für 2 Stunden :/... Eigentlich war ich total motiviert, als ich aus der Mittagspause kam und entschied mich das auszunutzen und ein bisschen Eigeninitiative zu ergreifen. Im Schrank standen einige Puzzle. Ich nahm sie. Begann mit einem Kind zu puzzeln und irgendwann wollten sie alle. Sie freuten sich total, waren aber auch super fit darin. Einige Kinder erzählten sie hätten zu Hause auch welche. Die Kids hatten ihren Spaß und die Zeit verging auch deutlich schneller. Eines nach dem anderen wurde mit der Zeit abgeholt und schon war der Nachmittag vorbei. So schnell kann es also gehen :). Der Nachmittag war schon deutlich besser als der Morgen.
Es ist halt schon ein gehöriger Unterschied zum Swaziland. Einmal in dem was wir so zutun haben: mussten mit den Unterricht schmeißen und vorbereiten. Und dann eben noch in dem, wie das ganze Konzept funktioniert: im Gegensatz zum konservativen Swaziland wirkt das hier schon sehr viel moderner. Die ganze Einrichtung sieht eigentlich aus wie eine ganz normale Kindertagesstätte mit Küche, Toilette und verschiedenen Klassenräumen für die verschiedenen Altersstufen. Auch der Unterricht ist anders. Während im Swaziland der Unterricht vor allem auf Frontalunterricht basierte, bei dem die Lehrerin mit einem Stock auf Buchstaben oder Zahlen zeigt, während die Kinder im Chor mitschreien, ist das hier schon deutlich individueller bzw. spielerischer. So wurde bspweise heute morgen ein Spiel gespielt bei dem die Kinder, Mädchen oder Jungen (je nach dem) nach Zahlen gefragt wurden, die sie mit den Fingern zeigen sollten (z.B. children/boys/girls show me four fingers). War es falsch, war das Kind draußen. Die meisten anderen Sachen beschränkten sich auf singen und Tanzbewegungen, wie es sich meiner Meinung nach in einem Kindergarten auch gehört. Trotzdem sind die Kinder hier in vielen Sachen schon deutlich fitter. Dies ist mir inbesondere beim Puzzeln aufgefallen, wo die 5 Jährigen 18-teilige Puzzle in Null-Komma-Nix lösen, während die 12 Järigen im Swaziland an 6-teiligen Puzzeln verzweifeln. Woran das liegt? Ich würde es insbesondere auf die elterliche Erziehung und Verantwortung zurückführen. So war es im Swaziland nicht üblich, dass auch nur ein Kind in die Schule gebracht wurde. Sie mussten schon viel selbstständiger sein und weite Wege zur Schule zurücklegen. Ganz anders hier: Jedes Kind wird gebracht und abgeholt. Auch die Unterstützung zu Hause ist scheinbar eine ganz andere. Einige Kinder erzählten mir, dass sie eben zu Hause z.B. mit ihren Eltern puzzeln oder singen. Die meisten von ihnen haben auch gerade mal ein oder zwei Geschwisterkinder. Anders im Swaziland, wo eine solche elterliche Erziehung ein Fremdwort ist. Sie setzen häufig einen Haufen Kinder in die Welt, doch die Kinder müssen schon sehr früh sehr erwachsen sein. Deswegen war damals das Projekt der Olympischen Organisation , wo die Eltern genau diese elterliche Fürsorge lernen sollten, in jedem Fall schon ein Schritt in die richtige Richtung... Man merkt, dass die Entwicklung hier einfach schon etwas fortgeschrittener ist.
2.11.2016, Mittwoch

 
And again...nur diesmal deutlich besser vorbereitet. Zu Fuß spazierten wir gegen zwanzig vor neun Richtung Hangberg. Um 9 Uhr ging es dann wieder los: alle Kinder saßen schon im Kreis und starteten mit ihren Liedchen. Und ich hatte in der Zeit richtig was zu tun. Gestern war ich noch beim Supermarkt und habe Pappteller gekauft und dann am Abend die Formen für eine Löwenmaske vorbereitet. Nun war ich also gut beschäftigt, schnitt die Formen schonmal aus, suchte die passenden Stifte heraus und teilte die Pappteller aus. Bis ich mit alledem fertig war, waren die Kinder auch schon bereit und wir starteten. Es klappte mega gut. Zuallererst wurden die Pappteller gelb, dann die Nasen rot, die Ohren braun und die Schnipsel, die am Ende die Mähne des Löwen darstellen sollten orange und braun. Ich verbrachte die meiste Zeit damit den Kindern zu erklären was zutun ist, ihnen die passenden Farben zu geben und am Ende die Formen aufzukleben. Ich war überrascht. Alles lief gut! Klar, manche Kinder waren schneller als andere, sodass wir nicht ganz fertig wurden. Aber umso besser, dann können wir morgen daran weitermachen. Danach gabs dann den Snack, bevor wir raus an die frische Luft zum Spielen gingen. Umso besser, die Bastelaktion hatte die Kinder vorm Fernsehschauen bewahrt... Dann also draußen ein bisschen rumgetobt, bis Backup-time. Dafür bin ich zuerst mit den Mädels und dann mit den Jungs Hände waschen gegangen. Dann gab es Essen. Doch erst, wenn alle Kinder haben und gebetet wurde, darf gegessen werden. Während dem Essen darf nicht geredet werden und es heißt immer: "You can't eat and talk at the same time." Danach dann noch schnell spülen, Tische abwischen und aufstuhlen. Dann war der Vormittag schon wieder vorbei und heute ging es wirklich sehr viel schneller.
In unserer Gruppe haben wir sogar ein erblindetes Kind: die kleine Jasmin und auch die Freiwilligen aus den anderen Gruppen berichteten von taubstummen, geistig behinderten oder Kinder mit Lernschwäche. Das ist hier normal und gehört zum Alltag dazu. Deswegen würde aber dennoch keiner auf die Idee kommen den Kindergarten einen Integrativen zu nennen oder zusätzliche Betreuer einzustellen (in D. muss auf eine Kind mit Behinderung ein Betreuer kommen).
Am Nachmittag dann ging es zum anderen Projekt im anderen Township: Ikayalethemba oder auch "House of Hope". Hier kommen solche Kinder hin, die Zuhause keine Fürsorge bekommen, Aids haben oder aber mit Aids infiziert sind. Unsere Aufgabe besteht also inbesondere darin den Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen. sei bekommen täglich welche und haben Zuhause keinerlei Unterstützung, was einerseits mit mangelnder Interesse der Eltern oder aber damit zsmhängt, dass die Eltern auch nicht helfen können. Viele hier in Imizamo Yethu sind illegale Einwanderer aus anderen Teilen Afrikas und haben eine zu unzureichenden Bildung, als das sie ihren Kindern in der Schule helfen können. Die Chefin Nicolette meinte, dass jedes dieser Kinder hier eine Geschichte hätte, wobei manche eben schlimmer und andere weniger schlimm wären. Zuerst hatte ich zwei Mädels, mit denen ich Mathe machte und anschließend einige Vokabeln abfragte. Zunächst klappte es ganz gut und die Kinder erledigten ihre Aufgaben rasch. Doch bei den Vokabeln versuchten sie mich zu verarschen legten das zweite Buch auf den Boden und versuchten abzuschreiben. Auch davor waren sie schon die ganze Zeit sehr laut und respektlos, sodass ich mich irgendwann entschied aufzustehen und zu gehen. Es gibt schließlich genügend andere Kinder, die auch Hilfe brauchen. Sie waren einfach super anstrengend und irgendwann war meine Geduld am Ende... Kurze Zeit später kamen sie dann zu mir, um sich zu entschuldigen. Na immerhin... Dann gab es erstmal Mittagessen und wir mussten das Essen austeilen. Nagut, bisher lief es ja nicht so gut und auch mit meinem zweiten Kind am Nachmittag fing es nicht besonders verheißungsvoll an. Es waren die gleichen Aufgaben, wie die der anderen, nur dass sie größere Schwierigkeiten hatte. Außerdem wollte sie einfach nicht stillhalten und war total hyperaktiv, was das ganze nicht gerade erleichterte. Später bei einer Aufgabe wollte sie dann schummeln und irgendwas nachschlagen, aber nene nicht mit mir! Prompt fing sie an zu heulen und wirklich... dann auf einmal liefs. Sie hörte mir zu und gemeinsam lösten wir die Aufgaben ohne Probleme. Kurze Zeit später waren wir also fertig und sie durfte zu den anderen Kindern toben gehen. Dann ging es mit einem dieser "Taxis" wieder zurück zur Lodge. Meistens ist es dann auch schon bald Zeit zum Abendessen und irgendwie ist man dann von der Arbeit auch echt müde.
3.11.2011, Donnerstag

Am morgen war alles zuerst wie immer: Begrüßung, Liedchen singen und ein bisschen dazu bewegen. Hier ist es übrigens noch krasser als im Swaziland: nahezu jedes Lied handelt von Gott oder Jesus. Aber der Guide von Montag meinte auch, dass die Menschen in diesem Township nahzu zu 100 % Christen sind und ja das merkt man auch. Danach ging es dann ans Weiterbasteln der Masken, wobei ich die Kinder tatkräftig unterstützen konnte. Heute musste vor allem geklebt werden, sodass ich mit Pinsel und Flüssigkleber bewaffnet herumlief und den Kindern half die einzelnen Teile auf der Maske zu fixieren. Dann packten wir sie noch in ein Fach, wo sie über Nacht trocknen würden. Für die Kinder, die früh fertig waren ging es mal wieder -Überraschung- vor den Fernseher. Ich glaube die nutzen den einfach um die Kinder ruhig zu stellen. Immerhin hatte es heute sogar einen Grund, da der Arzt da war. Ein Kind nach dem anderen sollte hinaus gehen und sich eine Tablette und eine Spritze abholen. Obwohl, nicht jedes Kind... manche Eltern hatten leider vergessen das dafür benötigt Formular auszufüllen bzw. abzugeben, sodass sich manche der Kinder die Medaikamente nicht abholen konnten. Eigentlich schade, jetzt haben sie schonmal die Möglichkeit, nehmen sie aber nicht wahr. Nachdem dann alle Kinder ihre Masken fertiggestellt und beim Arzt waren, gab es auch schon Snack: Joghurt, ihr Getränk und ein Stück Apfel, Orange und Banane für Jeden. Anschließend ging es raus an die Luft. Hier beschränkte sich meine Hauptaufgabe vor allem aufs Kinder an der Schaukel anschubsen. Irgendwann habe ich dann aber kapituliert. Das Problem ist halt immer, wenn man mit einem irgendwas macht, dann wollen direkt alle. Anschließend ging die andere Freiwillige mit den Kindern Hände waschen, während ich schonmal das Essen verteile. Dann wieder beten und ab ans Essen. Ind der Zeit haben wir wieder die Matratzen für den anschließenden Mittagsschlaf ausgelegt. Mittlerweile habe ich schon ganz gut raus was zutun ist. Vom Tische und Stühle abwischen, übers Spülen bishin Stühle hochstellen. Nun war Zeit zu gehen. Die Mittagspause ist sowieso nicht lang und ich hatte viel vor. Nach dem Essen musste ich Briefmarken holen und das ist vllt immer ein act. So auch heute. Nach der Arbeit hat Postnet immer zu, also habe ich das auf heute Mittag verschoben. Aber schon klar, dass das mal wieder schwierig ist, denn Postnet versendet zwar Briefe, verkauft aber keine Briefmarken. Ich wusste, dass wird mal wieder eine längere Aufgabe :/. Es ist wohl überall gleich -egal ob Deutschland, Swaziland oder Südafrika- mit der Post und der Bank hat man es nie leicht. Tzja, dann noch schnell einkaufen, zurück zur Lodge und dann war die Mittagspause auch schon vorbei.
Weiter gings zum Nachmittagsprojekt und dort wartete sogar eine kleine Überraschung.Nach dem Essen würden nämlich Schauspieler kommen und den Kindern hier etwas vorspielen. Es hieß also ranhalten, obwohl es für mich erstmal sowieso nicht viel zutun gab. Zuerst wollte eines der Kinder ein bisschen mit mir lesen und dann übernahm ich noch die Hausaufgabenbetreuung eines Jungen. Er war nahezu fertig, doch zwei der Matheaufgaben waren falsch. Als ich ihm das sagte, wurde er total wütend, schubste mich weg und verschränkte die Arme. Da wurde ich schon echt sauer, ich meine ich muss ihm nicht helfen. Aber wie schon gestern ging es dann nach ein paar strengen Worten besser. Man merkt schon jetzt, dass diese Art Hort am Nachmittag eine ganz andere Geschichte ist, als der Kindergarten am Morgen. Bei letzterem ist Disziplin einfach groß geschrieben und hier rutscht der einen oder anderen Lehrerin auch mal die Hand aus. Klar, das ist auch keine Lösung, aber was heir abgeht sicher auch nicht. Nicollette nennt ihr Vorgehen "love-based" anstatt "rule-based". Alles soll nur auf Liebe und Frieden basieren und die Kinder vor der Gewalt und der Kriminalität im Township schützen, was ja an sich eine gute Sache ist. Doch ohne jegliche Regeln und Benehmen gehts halt auch nicht, da das Verhalten eben früher oder später in Gewalt und Egoismus ausartet, was hier bei einigen Kindern stark ausgeprägt ist. Wobei eine Regel gibt es sogar: Keine Chips und Süßigkeiten in ikayalethemba, wobei ich mir nicht so sicher bin, ob das zur Sache beiträgt :D. Auf jeden Fall so nicht mit mir! Naja, eine andere Freiwillige hatte ein ganz anderes Problem. Ihr 9-jähriges Mädchen hatte Schmerzen im Intimbereich. Als sie von der Toilette wiederkam, meinte sie dort wäre Blut. Nicolette meinte das wäre kein Grund zur Sorge, vermutlich bekäme sie ihre Tage. Aber mit 9? Wohl eher nicht. Eig ist das nur bei sehr wenigen der Fall und vor allem solchen die Vergewaltigt wurden. Ich hoffe mal, sie ist eine Ausnahme oder es ist irgendwas anderes :(...
Schließlich gab es Mittagessen und wir bauten die Stühle für die anschließende Vorführung auf. Es war ein toller Mix aus Tanz, Musik, Gesang und Theater und handelte anscheindend von irgendeiner ehemaligen Kolonie in Afrika, die ursprünglich von den Khokhoi (Hottentotten) besiedelt und später von den Engländern übernommen bzw. Einflüsse durch andere Stämme erhalten hat. Diese geschichtlichen Aspekte wurden in eine Art Tiergeschichte verpackt, so hat der Löwe z.B. die Engländer symbolisiert. Die Kostüme und das Stück waren super schön anzusehen, nur haben wir leider nicht alles verstaden, da das meiste in Xhosa und nur wenig auf Englisch übersetzt wurde. Auch den Kindern hat es gefallen und statt einer Zugabe der Schauspieler folgte vielmehr eine der Kinder, denn auch sie fingen nun an gemeinsam Lieder zu singen, dazu zu tanzen und zu klatschen und irgendwann stiegen dann auch die Schauspieler noch mit ein. Sowas sollte es mal bei uns geben: die Vorstellung der Schauspieler wird durch eine solche des Publikums belohnt. Danach wurde noch aufgeräumt und als das erledigt war, wurde es auch schon Zeit zu gehen. Heute war schließlich der erste Donnerstag im Monat, sodass insbesondere in der Longstreet einiges los war. Die Kunstgalerien, sowie die Shops drumherum würden alle lang offen haben. Mit dem Taxi ging es also nach Kapstadt. Zuerst klapperten wir noch einige Kunstgalarien ab -wovon einige besser und einige schlechter ware (verstehe halt auch nix davon)- und später dann spezialisierten wir uns mehr und mehr auf die Läden. Vieles ein bisschen Alternativ, im Hippi-Style und Handcrafted. Dann folgten noch einige Flohmärkte und wir passierten einige Bars, wobei die meisten Menschen sich vor diesen auf der Straße rumtrieben. Und es war wirklich alles dabei: Hippies, Punker, Schwule, Schwarze, Weiße, Hipster und und und... Man konnte zwar die Kunstinteressierten, die mit ihrer Hornbrille und dem Sektglass in der Hand deutlich von den Partygirls mit Minirock und Cocktail unterscheiden, aber trotzdem alles war bunt durchmischt. Die Südafrikaner sind schließlich nicht umsonst die Regenbogennation!
4.11.2016, Freitag

     Programm:
  1. Begrüßung, Singen, Tanzen
  2. Zahlenspiel: Aufgabe war z.B. die Mädchen, die Jungs oder alle anwesenden Kinder zu zählen, wobei das erste und zweite noch ganz gut geklappt hat. Bei letzterem waren sie dann doch etwas überfordert, so landeten sie beispielsweise nach 23 wieder bei 16, aber gut Übung macht den Meister :D                                                                                                                     Stille Post: De Satz war "Tomorrow is Saturday", was bei mir sogar noch gestimmt hat, aber am Ende konnte glaube ich noch nicht einmal die Lehrerinnen entziffern, was letztendlich bei rauskam.
  3. Snack
  4. Story-time: Heute kam noch eine andere Lehrerin (teacher Christine). Sie brachte den Kindern ein Buch und ein dazu passendes Ausmalbild mit. Es handelte von einem Küken und ich glaube die Message dahinter war, dass das Küken (also die Kinder) genug essen sollen, um einmal so groß und stark wie die Kükenmama zu werden. Naja, während sie las, suchte ich die passenden Stifte heraus und half dann später den Kinder den Art dreidimensionalen Schnabel aufzukleben. Danach dann widmete ich mich den Löwenmasken. Sie waren über Nacht getrocknet und ich musste nur noch die Bänder fixieren, um sie den Kindern anschließend aufzusetzen. Sie konnten es kaum erwarten ihre Maske zu bekommen, spielten hinterher begeistert mit ihr und wollten sie gar nicht mehr hergeben. Na, die Überraschung ist mir wohl gelungen.
  5. Mittagessen

Heute Nachmittag hätte ich eigenltich freigehabt und musste nicht mehr zum House of Hope. Ich entschied mich also nochmal den Kindern im Kindergarten einen Besuch abzustatten, schließlich hatte ich Nylah versprochen noch einmal zum Puzzeln zu kommen und ich hätte sowieso nichts besseres zutun gehabt. Gegen drei trudelten wir also ein. Gerade waren die Kinder mit ihrem Nachmittagssnack durch und ich wollte die Puzzle holen, als die Leherein zu mir meinte sie würden schon gegen viertel vor vier schließen und es würde sich nicht mehr lohnen. Das sah ich zwar etwas anders, da bis dahin noch eine halbe Stunde Zeit war, aber es bestätigt nur wieder meine These, dass die meisten Kindergärtnerinnen nicht unbedingt die fleißigsten sind. So warteten wir also einfach bis ein Kind nach dem anderen verschwand. Um vier waren immer noch nicht alle abgeholt. Doch uns schickte man schon wieder nach Hause. Naja, jetzt weiß ich zumindest warum wir Freitagnachmittag immer frei haben.
Abends ging es dann -wie immer freitags- auf den Harbour Market. Das Essen hier ist so gut! Man darf echt nichts doppelt nehmen.
5.11.2016, Samstag "Mosambik reloaded"

Diese Nacht war furchtbar... höllische Bauchkrämpfe und das alle paar Stunden. Geschlafen habe ich kaum. Ganz so schlimm wie in Mosambik war es zum Glück nicht, aber naja, schlimm genug. Echt komisch Zuhause habe ich sowas nie. Am morgen sind dann die Bauchkrämpfe zu besser erträglichen Bauchschmerzen geworden. Ich raffte mich auf und entschied mich die anderen zu begleiten, schließlich hatten wir gestern extra noch unsere Tour geplant. Heute und morgen stand schließlich unsere Redbus-tour mit dem Hop-on-Hop-off-Bus auf dem Programm. Um 10:30 Uhr würde er in Hout Bay ankommen. Wir lösten also ein Ticket und ab gings auf unsere Reise. Mit Musik und einigen spannenden Infos über die Umgebung startete unsere Tour. So hieß es z.B. das die Fischer Hout Bays insbesondere deshalb so arm geworden sind, da gerade für die teureren Produkte des Meeres ein riesiger Schwarzmarkt entstanden ist. Das Meer um Kapstadt und Hout Bay wurde leer gefischt und das hat nicht zuletzt dem alten Fischerdorf in Hangberg das Genick gebrochen... sodass das Township heute noch als Elendsviertel gilt. Von Hout Bay (Mariners Wharf and Harbour) führte uns unsere Tour dann weiter in Richtung Camps Bay, Clifton und entlang seiner Küsten bis nach Bantrys Bay. Von hier aus hatten wir dann einen ersten Ausblick auf den Table-Mountain oder auch genannt die 12 Apostel, wobei man sich das Zählen sparen kann. Die aus dem Tafelberg herausragenden Spitzen sind nämlich mehr, um genau zu sein 17 Stück.
Sowie Clifton gehört auch Bantrys Bay zu den teuersten Wohn-und Urlaubsorten Kapstadts, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass es hier am Strand nahezu windstill ist. Für einen Strandtag also ideal, wobei das Wasser trotzdem eiskalt ist (gehört noch zum Atlantik). Im Sommer sogar noch kälter als im Winter, was nicht zuletzt damit zusammenhängt, dass im Sommer die Eisberge der Antarktis schmilzen und das dadurch enstehende Eiswasser über Strömungen bis hierher gelangt. Doch der Reichtum der hier vorherrscht ist schon beim Durchfahren mehr als zu erahnen. Eine Luxusvilla nach der anderen reihen sich aneinander. Und auch die Apartments mit Meerblick und Dachgarage bzw. die luxuriösen Hotels mit Meerblick bestätigen dies. Hier wäre es wohl keine Seltenheit neben Leonardo die Caprio und anderen Prominenten einen Cocktail zu schlürfen. Doch anders als in anderen Ferienorten würden sie hier in Ruhe gelassen werden. Paparrazis gibt es hier keine, was wiederum dazu führt, dass Kapstadt ein Magnet für jegliche Stars und Promis ist. Dies gilt auch für die Filmindustrie. So stellt CT immer wieder die Kulisse verschiedenster Filme dar: der Strand Kapstadts den Miami Beach oder die Bergketten den Himalaya. Auch einige James Bond Filme wurden hier gedreht.
Von hier aus ging es dann weiter entlang des sogenannten Seaboards (Küste) in die Richtung des Seapoints, wo wir dann auch ausgestiegen sind. Wir liefen entlang der Seapoint-Promenade also bis zu Green-Point und passierten auf dem Weg dorthin einige Parkanlagen, Kunstskulpturen und die langen Sandstrände. Der Green-Point selbst ist ein Stadtviertel, das lange Zeit als heruntergekommen galt. Doch das hat sich in den letzten Jahren geändert. Es wurde grundsaniert und zudem wurde hier für 2010 das Fußballstadion für die Fußballweltmeisterschaft errichtet, das mittlerweile zum Stadtbild gehört. Außerdem befindet sich hier der letzte verbliebene Leuchtturm im Kapstädter Stadtgebiet, der Leuchtturm vom Mouille Point. Von hier aus kann man die Überreste eiens versunkenen Frachters erkennen, der vor hunderten von Jahren nahe der Küste gekentert ist. Es hat sich nie gelohnt ihn zu bergen und so liegt er bis heute dort. Am Greenpoint angekommen stiegen wir dann in die rote Linie, die mit uns die sogenannte City-Tour vornimmt. Nun ging es zunächst vorbei an der V&A Waterfront mit seinen zahlreichen Geschäften, Markthallen, Resteraunts, Cafes und dem Two Ocean Aquarium bis hin zum Clocktower, was als eines der ältesten Gebäude Kapstadt gilt und einst da Büro des Hafenkapitäns war. Nun ging es noch bis hinein ins Stadtgebiet zur Longstreet und dem Jewel Africa, was die schönsten Schätze Südafrikas beherbergt. Bevor wir dann wieder auf das Seaboard abbogen, um zurück zur Waterfront zu gelangen, passierten wir noch den Fuß des Tafelbergs. Von hier aus starten immer die Gondeln, die heute sogar im Betrieb waren. Aber wenn auch nicht heute, wann dann? Es war strahlender Sonnenschein und außnahmsweise war der Berg einmal nicht von einem weißen Tischtuch bedeckt, was schon fast eine Seltenheit ist. Aber somit war auch die Anzahl der Leute kaum mit dem Tag zu vergleichen, als wir auf dem Tafelberg waren, und das Ende der Schlange für die Gondeln war kaum zu entdecken. Doch wir stoppten nur kurz und man erzählte uns eine Geschichte: Es gab mal einen Mann, der behauptete er hätte auf der Spitze des Berges einen Goldnugget gefunden, was in den nächsten Tagen sehr viele goldhungrige Menschen auf den Tafelberg trieb. Sie zogen jedoch meist los mit zu wenigen Klamotten und ohne jegliche Verpflegung... Das besagt Gold fand in den nächsten Tagen keiner, sodass der Goldrausch nicht sehr lange anhielt. Reich wurde in den nächsten Tagen keiner, obwohl einer vllt schon: der besagt Mann. Er hatte genau in diesen Tagen oben auf dem Berg einen kleinen Laden eröffnet mit Essen, Trinken und warmen Klamotten und das zu exorbitanten Preisen. Tzja, der Mann hat wohl schlau gemacht!
Weiter ging es nun bis zu Waterfront, wo wir uns mit den anderen treffen wollten, um eine Kleinigkeit zu essen. Der Foodmarket hier ist wirklich super und für jeden was dabei :D. Danach dann zurück in die blaue Linie und weiter auf die Mini Peninsula Tour. Den übrigen Nachmittag wollten wir nämlich in Kirstenbosch verbringen. Kirstenbosch zählt zu den schönsten Botanischen Gärten der Welt. Und das kann ich nur bestätigen. Unser erster Weg führte uns zum Canopy Walk oder auch the Boomslang genannt. Es ist also eine Art Baumschlange in Form einer Holzbrücke, die durch die Bäume des Gartens führt und einem einen wunderschönen Ausblick auf die Umgebung bietet. Aber auch sonst war es wunderschön. Wir spazierten ein bisschen umher und obwohl sehr viele Besucher im Park waren, schien dieser keineswegs überfüllt und neben den Touristen genossen auch einige Einheimische ihren Samstagnachmittag. Leider hatten wir nicht so viel Zeit, da wir schon um kurz vor fünf den letzten Bus erwischen musste. Also beim nächsten mal muss man hier definitiv mehr Zeit einplanen! Nun ging es vorbei an der World of Birds und dem Township Izamo Yethu, wo auch Ikayalethemba liegt, zurück zur Lodge und unsere Reise für heute war beendet. Morgen geht es weiter.  Der Tag ist doch schneller rum gegangen als gedacht. Aber ich hatte wieder Bauchweh und war dann doch ganz froh ein bisschen schlafen zu können.


6.11.2016, Sonntag "Ein ganzer Tag in der Lodge, oder?"

Die Bauchschmerzen am Abend waren wohl eine Vorankündigung für die kommende Nacht, die wirklich noch schlimmer, als die vorherige war. Dies hielt bis morgens an und ich entschied mich die anderen nicht zu begleiten. Mein Ticket war leider schon bezahlt, aber nagut was will man machen... Mein Morgen sah dann folgendermaßen aus: Schlafen, Lesen, Tee trinken, Elekrolyte (sind doch wichtiger als ich zu Beginn meiner Reise dachte...) und Brot essen. Das wars. Um halb vier traute ich mich dann mal raus. Dachte aber auch, dass außer mir sowieso niemand da wäre. Ich war total verschlafen, aber immerhin ging es mir schon sehr viel besser. Ein paar andere wollten gerade los und fragten mich, ob ich dabei wäre. Eigentlich war ich erstmal nicht so begeistert und eine Dusche vorher wäre mir lieber gewesen. Aber gut sie wollten gehen und zwar now, now, now und ein bisschen frische Luft würde mir vermutlich auch gut tun. Und letztendlich bin ich froh, dass sie mich so ein bisschen gedrängt haben. Wir fuhren mit dem Auto zum Bloubergstrand. Der lag gefühlt am anderen Ende der Stadt. Aber ich war ganz stolz einige Ecken habe ich sogar wieder erkannt und auch sonst war die Strecke super schön. Auch viele andere Leute haben das genutzt und ihre Oldtimer und Motorräder ausgeführt - unser Auto war nicht ganz so gut, aber immerhin ist es gefahren (halt immer erst beim dritten Startversuch...naja :D). Nach ca. einer Stunde waren wir dann am besagten Strand, der nicht umsonst Table-Mountain-View genannt wird. Von hier aus ist der Ausblick perfekt. Im Hintergrund der Tafelberg und davor die Kitesurfer, die gekommen waren um den Wind zu nutzen. Ein bisschen kühl war es also schon und das Meer sicher eiskalt, aber eben einfach wunderschön. Hier saßen wir also eine Weile und beobachteten die Surfer. Dann ging es wieder ins Auto. Doch nicht etwa zurück zur Lodge. Spontan hatten wir uns entschieden bei dem klaren Himmel zum Signalhill zu fahren, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Vorher noch was zu Essen holen -für mich leider nur Brot :/- und dann ab auf den Berg. Nur waren wir leider nicht die einzigen, die auf die Idee gekommen waren und es war super voll. Zum Glück waren wir noch früh genug da, um einen Platz mit dem Blick aufs Meer zu ergattern. Wir setzten uns also mit 100ten von anderen Leuten auf den kleinen Abhang und es war super schön. Doch mit dem Sonnenuntergang wurde es auch kalt und wir gingen, so wie eben die ganze Menschenmasse eben auch. Auf dem Berg war die Hölle los und neben den Privatwagen und Taxis waren auch einige Reisebusse den Berg hochgekommen. Der Berg auf den genau eine schmale Straße hochführt.... Wie wir am Ende runtergekommen sind ohne entweder den Abhang oder in die seitliche Mulde reinzufahren ist mir zwar ein Rätsel, aber es hat geklappt. Also alles gut. Wieder zurück in der Lodge ging es mir deutlich besser als am Morgen und ich war echt froh mich aufgerafft zu haben doch die anderen zu begleiten! :)
Woche 10 ~ Kapstadt

Montag, 7.11.2016

Heute hatte ich nochmal entschieden in der Lodge zu bleiben. Dementsprechend gibt es nicht viel zu erzählen außer vielleicht: der Ausblick aus meinem Zimmer (auf das Meer übrigens :)) ist schön, mein Bett bequem und noch, dass man von Brot nicht satt wird... Man kann so viel Baguette wie man will glaube ich in sich hinein stopfen, aber der Hunger bleibt. Oh man, ab morgen brauche ich dringend wieder was nahrhaftes. Joa, und das wars dann auch schon.


Dienstag, 8.11.2016

Heute hat dann mal wieder die Arbeit gerufen und anders als erwartet, ist sogar mal richtig was passiert. Schon als ich den Klassenraum betrat und wir kurze Zeit später in den Sitzkreis gingen waren die Kinder viel lauter und aufgeregter. Lange sollte es auch nicht anhalten und schon kurze Zeit später mussten sich die Kinder in einer Reihe hinter der Tür aufstellen. Nun hieß es "Schnauze halten und Hände hinter den Rücken" - die Chefin hatte schon den Kochlöffel in der Hand und glaubt mir, den würde sie auch benutzen. In der Sporthalle angekommen -zum Glück ohne jegliche Zwischenfälle- sah ich dann auch schon direkt den Grund der Aufregung: in der Sporthalle standen vier Weihnachtsbäume und darunter Schuhkartons verpackt als Weihnachtspäckchen. Heute stand alles im Motto Weihnachten. Bis es losging und alle Klassen da sein würden, wurden die Kinder laufen gelassen und es war echt total sie süß. Sie waren kaum zu bremsen, tobten und rannten durch die ganze Sporthalle. Ich könnte schwören hier war der Adrenalinspiegel höher, als bei jeglichen Bungy-Springern. Dann ging es los! Von einer auf die andere Sekunde waren die Kinder mucksmäuschenstill und setzten sich brav auf die Tribünen. Einzeln wurden die Namen vorgelesen und den Kindern die Pakete überreicht. Erst als jedes eines hatte und sie das "go" bekamen, wurde drauf losgepackt. Die Freude war riesig und stolz drückten die Kinder ihre Geschenke an sich. Vor allem eben bei den Größeren. Die Kleinen haben das zum Teil noch gar nicht so gecheckt, aber das war egal. Genauso wie die Tatsache, dass Weihnachten erst in über einem Monat ist. Trotzdem ein bisschen komisch so Anfang November :D...
Mich erinnert das Ganze ein bisschen an die Päckchenaktionen bei uns in der Schule. Hier ist es nur so, dass man mal nicht nur die Seite der Packer, sondern auch die der Empfänger und ihre Dankbarkeit und Freude sieht. Komisch ist hierbei nur, dass die Pakete alle aus Kapstadt, d.h. 15 min von hier stammen. Bei uns werden sie über Stunden in Waisenhäuser oder Schulen angrenzender Länder gekarrt. Hierbei sieht man eben aber auch wieder wie nah Reichtum und Armut beieinander liegen! Anschließend wurden die Päckchen wieder weggepackt und für die Kinder gab es ihren Snack. Ein bisschen verspätet, denn bis zum Mittagessen war es auch nicht mehr lang. Solange redete die Lehrerin mit den Kindern darüber, was in ihren Päkchen so drin war und für uns war es schon Zeit bald nach Hause zu gehen.
In Ikaylethemba verlief hingegen die erste Zeit ganz ähnlich wie immer: erst ein bisschen Vorlesen, wobei das echt immer komisch ist was wir mit den Kindern lesen, wie z.B. Geschichten von weißen Kindern die in eine Shoppingmall gehen. Ich glaube die meisten von denen hier haben noch nie eine Shoppingmall gesehen und sind kaum mal aus ihrem Township rausgekommen... Klar, ist es gut, wenn sie auch davon mitbekommen, was sonst so außerhalb ihrer leider nur sehr kleinen Welt passiert, aber trotzdem finde ich die Geschichten, die in England oder USA produziert wurden, etwas realitätsfern. Danach dann noch Hausaufgaben, wobei auch Hausaufgabenmäßig heute nicht sehr viel los war. Viel zutun gab es nicht, sodass die Zeit -wie so häufig- nicht richtig rumgehen wollte. Aber nach dem Mittagessen wurde es dann doch noch etwas spannender. Die Kinder mussten an verschiedenen Projekten arbeiten. Na das hört sich doch mal ganz interessant an. Mien Kind sollte eine Rakete bauen, ein anderes ein Handy und das dritte ein Aquarium. Aus einem Kreis machten wir also die Spitze, aus einem Rechteck den Bauch und dann am Ende noch eine Flamme. Nun verging die Zeit wie im Fluge und wir mussten uns schon fast ranhalten noch fertig zu werden.




9.11.2016, Mittwoch

Gestern war ich nach der Arbeit extra nochmal losgezogen, um ein paar Pappteller zu besorgen. Aus diesen Schnitt ich dann den ganzen Abend Sternenhüte, mit denen ich nun im Gepäck zur Schule lief. Dort angekommen begannen die Kinder also zu singen und ich damit alles vorzubereiten. Heute würde nämlich nicht mit Wachsmalern, sondern mit richtiger angerührter Farbe und Pinseln ausgemalt werden. Und die Kinder hatten ihren Spaß die Weihnachtshüte mit dem grünen Kranz und dem gelben Stern auszumalen. Pro vier Kinder gab es immer zwei Pinsel (einen für jede Farbe) und die Kleinen warteten geduldig, bis sie an der Reihe waren. Dann trocknete das Ganze und kurze Zeit später schon konnten wir ihnen helfen die roten Kugeln aufzukleben. Fertig! Nun kam das ganze noch ins wach und nachmittags würden sie diese dann mitnehmen können. Doch die meisten setzten sich schon jetzt die noch halbnassen Hüte auf und waren danach dann überall ganz grün. Einer hat die Farbe die ganze Zeit abgeleckt, aber gut komische Kinder gibt es überall :D... Danach gab es dann den Snack und story-time. Es ging also heute schon wieder nicht raus, aber immerhin besser als Fernsehen... Diese Woche drehte sich alles um "Pets" und so auch die Geschichte von "Spot" dem Hund. Vorher fragte die Lehrerin noch, wer von den Kindern alles einen Hund hätte und es war echt krass: vielleicht drei Kinder hatten keine und die meisten gleich mehrere. Doch viele dieser Hunde leben draußen und fungieren vor allem als Wach- bzw. Hofhund. Auch Katzen waren keine Seltenheit. Vielmehr Schlangen... Die Lehrerin erzählte kurze Zeit später von einer alten verrückten Frau im Township, die behauptete eine Schlange zu haben (frei im Haus). Keiner glaubte ihr, doch sie ludt die Leute zu sich ein, damit diese sich selbst überzeugen könnten. Doch es stimmte! Die meisten hatten zu viel Angst hineinzugehen. Schon komisch, dass auch die Leute hier so panische Angst haben, wo sie doch auch in der Wildnis jeder Zeit auf eine treffen können. Ich meine bei uns ist das gefährlichste eine Kreuotter ist, was man nicht wirklich vergleichen kann :D.
Nach dem Beten gab es dann schon Mittagessen. Dann halt keine Toilettenpausen, obwohl es einige schon bitternötig hatten. In dem Falle müssen sie dann -auch wenn sie mal zwischendurch müssen- in so eine Art Eimer machen, der direkt neben dem Tisch mit dem Essen steht und obwohl eine Tür weiter die richtigen Toiletten sind. Und hier waschen sie dann natürlich auch nicht ihre Hände - versteht sich. Und das regt mich echt auf! Erstens können die Kids alleine aufs Klo und zweitens wären wir vier Leute, sodass immer jmd mit den Kindern gehen könnte. Ich meine die Essen jetzt direkt danach und fassen auch alles bzw. auch mich an. Und noch eckelhafter, dass der Eimer dann den ganzen Tag im Raum steht. Also wenn ich den einmal wegbringen muss, dann zeige ich ihnen wo die Toilette ist. Das mache ich nicht. Lieber bin ich dafür verantwortlich den ganzen Tag mit den Kindern aufs Klo zu gehen.
Nun ging es zum Mittagessen nach Hause und uns erreichte die Nachricht, dass Donald Trump nun endgültig Präsident geworden war. Ich glaube, dass ist die erste Weltnachricht, die mich erreicht seit ich hier bin und dieses Thema ist dann noch nicht einmal an mir vorübergegangen. Dann wollte ich eigentlich den Rest der Mittagspause dazu nutzen an den Strand zu gehen. Aber das ist unmöglich. Schon seit einigen Tagen haben wir hier echt orkanartige Winde und das soll jetzt für nahezu zwei Wochen anhalten. Aber bei uns um die Lodge herum ist es halt auch echt am schlimmsten. Auf den Straßen haben sich schon dünenartige Sandhügel gebildet und ohne Sonnenbrille braucht man schon mal gar nicht mehr vor die Tür gehen. Und auch Sarah meinte, dass wäre nicht normal. Normalerweise würde diese Winde erst viel später kommen. Genauso wenig ist es normal, dass im Swaziland seit über zwei Wochen Dauerregen herrscht. Und das nach der langen Dürre, die hier in Afrika geherrscht hat. Das Wetter spielt also nicht nur bei uns verrückt!

Bei Ikayalethemba sah dann die Hausaugabenausbeute ähnlich wie gestern aus und schon nach 10 min war ich durch. Aber das Mittagessen kam noch lange nicht. Also hieß es warten, bis wir das Essen austeilten. Wobei mich das auch ein bisschen nervt. Die Kinder haben so eine Art Mensa mit Essensausgabe und sind eig alle alt genug, um sich ihr Essen selbst abzuholen. Trotzdem müssen wir immer wie ihre Bediensteten rumlaufen und das Essen geben. Sogar den Kindern, die direkt daneben sitzen... Danach hieß es dann wieder warten und heute war echt nicht viel zutun. Nur das heute Lesetag war, d.h. die Kinder sollten Bücher bringen und lautes Lesen üben. Ich bekam direkt vier und ich glaube alle vier waren hyperaktiv. Zwei waren immer weg. Eine hat immer Handstand und Räder gemacht, während die anderen lasen und die dritte hat halb auf mir draufgeklebt. Zwischendurch haben sie sich immer auf Xhosa gestritten, wer jetzt als nächstes warum welches Buch lesen darf. Währenddessen sind sie immer gegangen und wiedergekommen, sodass wir am Ende nur noch zu zweit waren. Das war dann deutlich einfacher. Trotzdem ging das nur eine halbe Stunde und nun sollte ich helfen das Bücherregal aufzuräumen und das ist definitiv das unnötigste, was ich je gemacht habe. Wir sollten die Bücher nämlich nicht nach Themen, Klassen oder sonst irgendwas Sinnvollem sortieren, sondern nach Größen. Die andere tat mir echt leid! Die hat das jetzt schon seit drei Stunden gemacht und ich nur für eine halbe Stunde und fand es schon schlimm :/...
Jetzt gab es echt nichts Schöneres als endlich zurück in die Lodge zu gehen. Ich war müde, hungrig und erschöpft. Ob man es glaubt oder nicht, aber die Arbeit raubt einem schon die Kraft!

10.11.2016, Donnerstag

Was soll man dazu noch sagen? Heute war ein richtiger Dreckstag und wahrscheinlich der Tag an dem mich meine restliche Motivation mehr oder weniger verlassen hat. Nicht nur das es super langweilig war, sonder auch bzgl. dem, was ich mit ansehen musste. Teacher Christine würde kommen, was eigentlich ganz gut ist. Sie liest den Kindern immer ein bisschen interaktiv eine Geschichte vor (heute zum Thema Schuhe) und bringt danach noch eine kleine Aufgabe mit. Doch die Kehrseite ist, dass immer wenn sie kommt, die zwei Lehrerinnen maßlos übertreiben. So haben sie schon bevor C. kam, den Kindern gedroht, dass wenn sie zu laut wären, man ihnen die Weihnachtspäckchen wegnehmen würde. Als dann die Geschichte begann, dauerte es auch nicht sehr lange bis die ersten Kinder weggesetzt wurden. Doch total willkürlich und immer dieselben. Nämlich nicht die, die etwas gemacht haben -gemacht hatte bis jetzt niemand was-, sondern diejenigen, bei denen die Lehrerinnen dachten, sie würden gleich etwas machen... Danach gab es dann die Aufgabe -anhand von kleinen Pappschuhen- Schnürsenkel binden zu üben. Ich ging also rum und versuchte einem nach dem anderen zu helfen. Den zwei fetten Lehrerinnen ging es natürlich mal wieder nicht schnellgenug und sie nahmen die Pappschuhe der Kinder und lösten (wie so oft) dIe Aufgaben der Kinder. Damit sie ihnen dann schnell den Snack geben und wieder vor den Fernsehe setzen können. Und das hieß für die Kinder im Umkehrschluss, dass sie von heute morgen bis zum Nachmittag ruhig sein müssen. Raus ging es heute hingegen mal wieder nicht. Wir waren die Woche noch kein einziges Mal draußen. Es ist also meiner Meinung nach kein Wunder, dass die Kinder so unruhig sind. Die Leherinnen sahen das scheinbar etwas anders und einige der Kinder hatten am Morgen schon die ein oder andere gefangen. Aber als ich dann raus zum Spülen ging, nahm das Ganze nochmal andere Formen an. Die Kinder mussten sich nun in eine Reihe stellen und eines nach dem anderen hat eine auf die Finger bekommen. Das ist einfach nur traurig (vor allem weil vor dem Klassenzimmer ein Plakat zu Kindesmissbrauch hängt und Schlagen als erstes "No go" gelistet ist). Genauso wie die ständige Fernsehguckerei, um die Kinder ruhig zu stellen. Mich wundert es mittlerweile kaum noch, dass die Kinder sich nie trauen etwas zu probieren oder zu nachzufragen. Ich war dann einfach nur froh, als es Mittagessen gab und wir schon bald gehen durften. Mich nervt es einfach mittlerweile nur noch, dass ich mir das immer alles nur anschauen muss, aber letztendlich nichts verändern kann. Vor allem, wenn ich dann nachmittags das Kontrastprogramm sehe, wo dann die restlos unerzogenen Kinder auf uns warten, denen ein bisschen Disziplin oder ein paar Regeln guttun würden. So hat man morgens die Lehrerinnen, die immer alles für die Kinder lösen, sobald es nicht schnell genug geht und bei denen keinerlei Kreativität zugelassen wird -immer muss alles gleich aussehen. Und um ehrlich zu sein wundert es mich dann nicht mehr, dass wenn man nachmittags den Älteren hilft, sie eig keine Hilfe von uns, sondern einfach alles vorgesagt bekommen wollen. Wir sitzen also meistens mit ihnen an einem Tisch und entweder schreien sich die Kinder gegenseitig über den Tisch auf Xhosa an oder man diskutiert mit ihnen rum. Sie wissen eben auch, dass wir bald sowieso weg sind und dann ein neuer Freiwilliger kommt. Heute war es halt auch besonders anstrengend, da der Wind draußen so stark war, dass wir alle Hausaufgaben mit den Kindern drinnen erledigen müssen. Danach dann musste ich wieder Raketen bauen. Aber heute nicht nur eine, sondern direkt vier. Eig ganz süß, da einer der Jungen, der drei machen wollte, nur eine für sich und die anderen beiden für zwei Freunde brauchte, die Zuhause keine Unterstützung bekommen. Trotzdem war es in der kurzen Zeit einfach zu viel. Der Junge selbst war zwar sowieso nur die ganze Zeit damit beschäftigt die Aufgaben auf die anderen Freiwilligen zu verteilen, aber es war auch einfach zu laut und zu voll. Ständig war alles weg oder die Sachen wurden von den Kindern einem aus den Händen gerissen. Am Ende wollte er, dass auch ich die Sachen für ihn ausschneide und alles anmale. Das habe ich dann aber wirklich nicht eingesehen. Die Vorlagen mache ich gerne, aber irgendwo ist es auch deren Aufgabe. Sie glauben halt einfach, sie könnten uns alles machen lassen. Aber das ist mir hier auch schon aufgefallen. Die meisten Kids haben gar keine Lust noch irgendwas Kreatives oder so zu machen, wenn sie mit den Hausaufgaben fertig sind. Schon komisch alles. Am Ende wurden nur zwei fertig, aber egal, dann hätte er sich eben ein bisschen mehr ranhalten bzw. konzentrieren müssen.
Am Abend musste ich dann noch meine Wäsche machen. Mit der Hand. Fürs Waschbecken gab es leider keinen Stöpsel, aber dann musste ich halt ein wenig improvisieren. Ein paar Wattepads und der Deckel vom Nagellackentferner funktionieren auch :D.

11.11.2016, Freitag

Ich brauche Wochenende! Dringend! Aber die drei Stunden heute am Morgen muss ich noch durchhalten. Wir trällerten also die gleichen Lieder wie immer...  Und danach, als die Lehrerinnen ein paar kleinere Aufgaben stellten wie z.B. Wer heute da ist?, Wer fehlt? oder Welcher Tag heute ist? stellten, dachte ich kurzzeitig ich sehe nicht richtig. Da ließ sich eine der beiden ihre Tasche bringen, holte aus dieser Süßigkeiten raus und verteilte sie an diese, die die Fragen richtig beantworteten. Mal wieder ein bisschen willkürlich, da manche von ihnen gleich häufiger und andere gar nicht drangenommen wurden. Raus ging es heute auch wieder nicht. Die Kinder schauten Fernsehen und hatten ein Arbeitsblatt auszufüllen. Auf denen mussten sie ihren Namen eintragen und das dazugehörige Bild anmalen. Einigen Kindern half ich bzw. versuchte ich zu helfen, bis die Lehrerin zu mir meinte: "Er kann das, er kann das." Ähm nein, kann er nicht. Es war ja bereits falsch geschrieben. Ich glaube, die Lehrerin wollte es mir jetzt beweisen oder so... Stellte sich daneben und wartete. Der Anfang ging noch gut, aber irgendwann wusste das Kind nicht mehr weiter (habe ich ja gesagt), doch sie nahm seinen stift ergänzte die fehlenden Buchstaben und meinte: "Na geht doch" und lächelte mich frech an. Toll. Herzlichen Glückwunsch, wenn das schon zu können zählt, hat sie natürlich recht. Ein paar Kinder waren schon schneller fertig als andere und es wurde zunehmend unruhiger. Als es dann vor den Fernseher ging durften auch nur manche -anscheinend die sich benommen haben- schauen. Der Rest musst an den Tischen sitzen bleiben und warten, bis er von der Lehrerin dazugerufen wurde. Das geschah eigenltich immer Tischweise. Also keine Ahnung, was das wieder für eine tolle Erziehungsmaßnahme sein sollte ...
Ich war dann jedenfalls mehr als froh, als ich dann gehen durfte. Es war kein besonders aufregender Tag und vorm Fernseher bin ich fast eingeschlafen. Also umso besser, dass wir uns entschieden hatten heute Nachmittag an den Strand zu fahren. Das erste mal seit wir hier in Kapstadt sind. Draußen vor unserer Lodge am Hafenstrand tobte mal wieder der Sandsturm - wie immer. Auf der Straße vor der Tür haben sich schon richtige Sanddünen gebildet. Aber das konnte uns egal sein, da wir nach Cliffton wollten. Man hatte uns gesagt hier sei es windstill und dabei nicht zu viel versprochen. Tatsächlich war von einem Wind, der einen fast wegpustet, wenn man ein Gebäude verlässt, nichts mehr zu spüren. Die Sonne brannte vom Himmel und es war fast wie ein richtiger Strandurlaub. Nur das Wasser, dass blieb auch hier abartig kalt. Man muss nur schauen, dass man sich hier mal ab und zu dreht, damit man nicht verbrennt. Die Sonne hier ist schon nochmal eine andere Nummer als Zuhause. Nach drei Stunden und einer leicht geröteten Haut- vllt sollte ich mich doch mal eincremen- ging es dann zurück und ab unter die Dusche. Auf den Harbour-Market bei uns wollte ich dann nicht mehr. Nochmal raus in diesen Sandsturm musste nicht sein und ich hab ja noch ein paar Wochenenden hier :D.

12.11.2016, Samstag

Das mit dem Markt hat wirklich nicht lange auf sich warten lassen und schon heute morgen machte ich mich auf den Weg dorthin. Ich hatte die Woche zuvor gesehen, dass es hier gutes Brot gibt und das hatte ich schließlich schon länger nicht mehr. Auch beim Africa-Market am Hafen war ich bisher noch nicht und wollte auch dort mal ein bisschen stöbern. Bis es nach Simons Town ging, würde es schließlich noch etwas dauer. Ich weiß, bei den Pinguinen war ich schon, aber heute würde es nochmal ein ganz anderes Erlebnis werden. Denn nur einen Strand vom Obertouristenstrand -wo wir das letzte mal waren- gibt es noch einen Weiteren. Es ist ein ganz normaler Badestrand, nur das man hier beim Baden eben auf den ein oder anderen Pinguin stößt. Und - ein oder anderer - ist etwas untertrieben, denn schon als wir am Strand ankamen, sahen wir die ersten auf den Felsen sitzen. Es waren nicht viele und wir entschieden und erstmal ein Stück zu schwimmen -dafür waren wir schließlich hier- und uns auf Piguinsuche. Es sollte auch nicht lange dauern, denn wenig später war der Strand über und über bedeckt mit Felsen. Kleinen und Großen. Und hier saßen sie: Pinguine und zwar in Scharen. Wir gingen also raus aus dem Wasser an den felsigeren Strand. Man hätten die Kleinen anfassen können, aber lieber nicht - wer weiß, was die so mit sich schleppen. Aus der Nähe, d.h. bis zu 1 m oder so dran, beobachten hat mehr als genügt. Sie haben sich kaum stören lassen. Nur manche haben, wenn man zu nah gekommen ist, den Kopf etwas schief gelegt. Da dachte man kurzzeitig "Och wie niedlich, der legt den Kopf schief...", aber nein also niedlich war das nicht. Eher eine Drohgebärde :D.Es war wirklich super hier. Kaum Tourismus, Stille und nur wir und die Pinguine. Und verrückt, wenn man bedenkt, dass die Touristen einen Strand weiter sich um den besten Blick auf die Pinguine gerade zu prügeln. Aber ja, den Strand hier kennt eben kaum einer und auch wir hätten das niemals erfahren, hätte uns nicht eine Südafrikanerin den Tipp gegeben. Nur das mit dem "Wir gehen mit den Pinguinen schwimmen" hat nicht ganz geklappt. Erstens war es denen heute galube ich zu kalt zum Schwimmen (hauptsache wir waren drin haha) und zweitens waren die paar, die im Wasser rumschossen, einfach viel zu schnell. Es war kaum möglich ein Foto zu machen. Also mit ihnen schwimmen -> Unmöglich. Trotzdem waren wir sehr lange da. Fast schon zu lange. Schließlich waren wir heute Abend noch eingeladen:  bei den Little Angels. Es ist der zweite Kindergarten neben Wavecrest, wo einige andere Freiwillige untergebracht sind. Sie hatten heute in der Sporthalle eine Tanzaufführung, zu der alle Eltern, Geschwister und Verwandten eingeladen waren. Man hatte das Gefühl das halbe Township war da. Wir kamen etwas zu spät und hatten uns in der Lodge noch total gestresst. Aber kein Grund zur Sorge, denn als wir kamen (ca. ne 45 h zu spät) waren wir noch lange nicht zu spät. Gerade mal die Hälfte der Eltern war da. Naja, African-time halt. Wir konnten uns also noch gemütlich einen Platz ganze vorne suchen bis es los ging. Und ich will ja nicht enttäuscht klingen, aber bei der Gruppe der Kleineren ging zugegebenermaßen nicht so viel. Sie standen etwas verloren auf de Bühne, glotzten in die Menge, heulten oder rannten von der Bühne aus zu den Eltern. Die einzige die tanzte war glaube ich die Tanzlehrerin. Aber gut, was will man auch bei 2-3 Jährigen groß erwarten. Eine der Freiwilligen meinte auch nur: " Das hat noch nie geklappt." Nagut, dann mal abwarten, was die Älteren so machen. Und die waren schon deutlich vielversprechender. Nagut, auch einige von ihnen hatten keinen Plan, was sie tun sollten, aebr das wurde durch so fünf Kinder, die es echt draufhatten, ganz gut abgelenkt. Danach dann gab es noch Geschenke und sowas (warum auch immer) und wenig später wurden die Kinder nach Hause gebracht, der Alkohol geholt und die Party konnte beginnen. Einige der Frauen hatten sich auch wirklich extrem aufgebretzelt. In hautengen Pailetten-Kleidern und knappen Jeans stürzten sie sich auf dei Tanzfläche. Für sie sind solche Events, glaube ich, echte Highlights. Viele von ihnen -wie ich bereits erfahren habe- kommen ja kaum mal aus ihrem Township raus. Die meisten verbringen ihr gesamtes Leben hier und in einem Ort weiter, geschweige denn Kapstadt waren sie noch nie. Naja, in jedem Fall hatten sie in der versifften Turnhalle mehr als ihren Spaß und die meisten blieben sehr, sehr lange.



13.11.2016, Sonntag "shitty-shit-day"

Irgendwie ist heute alles ein bisschen schief gelaufen. Zusätzlich war ich heute morgen wieder mal richtig fertig: total ausgetrocknet, der Hals kratzt, die Haut ist trocken und die Augenlider hängen. Keine Ahnung was das ist. Richtig komisch, aber die anderen haben schon ganz ähnliches erzählt... Naja, jedenfalls hatten wir heute ein bisschen Pech. Gegen Mittag wollten wir ja nach Kapstadt fahren und vorher noch schnell die Konzerttickets für das Konzert in Kirstenbosch am kommenden Sonntag kaufen. Die Lodgeleiterin Sarah übernahm es für uns, doch als sie die Tickets druckte, stutzte sie. Irgendwie sahen sie komisch aus. Kurzerhand rief sie also im Botanischen Garten an und fragte und das war auch gut so. Sarah war anscheinend auf einer Fakeseite gelandet, doch zu spät. Und das Geld? Na, das war jetzt weg und unsere Tickets ungültig. 300 Rand (20 Euro) also einmal für nichts. Dachten wir zumindest. Die Lodgeleiterin hatte es über eine Firmenkarte gebucht und meinte wir sollen das Geld behalten. Außerdem würde sie sowieso einen kleinen Schadensersatz erhalten. Also gut, nochmal Glück gehabt. Nach der kleinen Aufregung am Morgen bestellten wir uns also ein Taxi, um zur Waterfront bzw. dem Robben-Island-Center aufzubrechen. Heute war schließlich die Besichtigung von Robben Island an der Reihe. Aber auch dort erwartete uns eine eher unangenehem Überraschung. Das erste, was ich kurze Zeit später an den Glastüren des Gebäudes las, war: " Alle heutigen Touren zu Robben Island sind aufgrund der hohen Wellen abgesagt." Oh man, heute ist echt nicht so unser Tag. Aber jetzt waren wir ja schonmal hier und einen Tag an der Waterfront wollte ich sowieso noch verbringen. Wir entschieden uns also unsere Tickets umzubuchen auf den Dienstag in einer Woche (dann müssen wir auch nicht arbeiten :D)  und den restlichen Nachmittag hier zu verbringen. Es ging also vor allem in die verschiedenen Shops rund um die Waterfront: Alfredmall und die große Shoppingmall am anderen Ende. Dann natürlich noch zum Foodmarket etwas Essen (Art Pizzatasche gefüllt mit Tzatziki, Avocado, Mandel, Cashew-Kernen, Rucola, kleinen Tomaten und etwas Käse -> müsst ihr echt mal ausprobieren :D) und am Ende zu einem kleinen Artcraft-Market. Dann war die Zeit schon wieder fast vorbei. Der ursprügliche Plan war noch zur Longstreet zu fahren und das Bo-Kaap und den Companys Garden anzuschauen. Hat nicht mehr so ganz geklappt, aber dann einfach beim nächsten Mal. Achso und nicht zu vergessen mein großer Auftritt. Zwei Straßenkünstler mit Fußballtricks hatten sich vorm Einkaufscenter positioniert. Wir schauten ihnen zu und kurze Zeit später hieß es man bräucht jemanden zur Unterstützung. Und es ist ja nicht so, als das hier mehr als genug Leute rumstanden. Trotzdem wurde ich ausgewählt. Viel machen musste ich nicht. Also erst hieß es Backflip, aber dann am Ende nur die Arme schwingen, sodass der Typ immer den Ball drüber spielen konnte. Fast genauso cool :). Am Ende ist dann alles gut ausgegangen und Tickets haben wir jetzt auch. Nochmal gekauft aber diesmal bei einem richtigen Anbieter. Also hoffe ich.
Woche 11 ~ Kapstadt

Diese woche fühlte ich mich häufig sehr platt, hatte Halskratzen am Morgen und war auch sonst erschöpft. Am Anfang der Woche raffte ich mich also noch auf, aber gegen Ende entschied ich mich lieber ein bisschen in der Lodge zu entspannen und blieb zu Hause. Bei der Arbeit passierte nicht viel. Eigentlich wie immer. Deshalb habe ich für diese Woche die Highlights, die außerhalb der Schule stattfanden zusammengefasst.

14.11.2016, Montag "Bloodmoon auf dem Lionshead"

Nach der Arbeit ging es dann zum Lionshead. Und hier sollte uns heute nicht nur ein Sunsetwalk, gleichzeitig auch noch der Bloodmoon erwarten. Als wir dann schließlich oben waren mussten wir auch nicht lange warten bis schließlich die Sonne auf der einen Seite unterging - in einem wunderschönen rot-orange - und kurze Zeit später dann auf der anderen Seite auch schon der Mond erschien. Es war wirklich beeindruckend wie der riesige Mond vor einem lila-blauen Hintergrund und über den Dächern Kapstadts aufging. Wir blieben noch lange. Bis es ganz dunkel war und Kapstadt durch die tausenden Lichter der Stadt erstrahlte. Mit der Zeit wurde es dann langsam kalt und wir entschieden den Rückweg anzutreten. Aber damit hatten wir nicht gerechnet. Auf dem Berg war ich noch kurz davor gewesen mir in den Arsch zu beißen, da ich meine Taschenlampe vergessen hatte. Doch zwei Biegungen weiter stellt ich fest, dass diese gar nicht nötig ist. Es staute nämlich an allen Ecken und Enden. Es waren doch mehr Leute hier oben, als ich anfangs dachte und gerade bei den engen Wegen, Leitern und Sprosswänden zu Beginn des Rückweges staute es an allen Ecken und Enden. Aber das war nicht weiter schlimm. Immerhin waren nun die Wege durch die vielen Lampen und Handys hell erleuchtet und mit so einem Ausblick gibt es definitiv schlimmeres als zu warten. Nach ca. 2 h waren wir dann endlich unten. Wollten uns eigentlich ein Uber ( Taxiunternehmen, dass über eine App funktioniert und in DE illegal ist; Uberfahrer müssen nichts abgeben und können somit deutlich günstiger sein als die herkömmlichen Taxis) bestellen, aber ohne Internet gestaltete sich das eher schwierig). Ich entschied also einen Taxifahrer zu fragen, der uns für 300 Rand (20 Euro für eine halbe Stunde, d.h. 4 Euro pro Person) nach Hause bringen wollte. Doch die anderen waren überzeugt, dass er uns verarschen würde und wollten sich lieber einen Hotspot suchen. Naja, den fanden sie schließlich auch, wobei sich herausstellte, dass es bei den Ubers heute Abend eine Preiserhöhung gab. Die Fahrt kostete nun 270R. Soviel dazu der Taxifahrer verarscht uns... Aber gut hauptsache ich bin wieder zurück in der Lodge :D.

15.11.2016, Dienstag "Strandtag"

Heute Nachmittag hatten wir uns freigenommen. Es sollte heiß werden. Also genau das richtige Wetter für einen Strandtag. Bereits morgens im Kindergarten hat man die Hitze schon gespürt, weshalb die Kindergärtnerinnen ausnahmsweise mal auf die Idee gekommen sind mit den Kids rauszugehen. Die Kinder spielten glüklich im Sand, auf den Schaukeln oder dem Klettergerüst und wir Freiwilligen tummelten uns im Schatten oder sonnten uns. Aber es war definitiv sogar zu heiß, um die Schaukeln anzuschubsen. Währenddessen sind die Erzieherinnen rumgelaufen und haben die Kinder nassgespritzt. Die meisten haben es auch total gefeiert, aber manche mochten es eben auch nicht. Aber manche Lehrerinnen hier haben irgendwie auch ein bisschen was sardistisches an sich und ihnen fiehl nichts besseres ein, als ausgerechnet diese nass zu machen, die es nicht mochten. Einige der Kinder heulten daraufhin sogar. Naja, nach dem Mittagessen durften wir dann schließlich gehen. Heute war es sogut wie gar nicht windig und die Sonne strahlte vom Himmel. Es war also nicht notwendig nach Cliffton zu gehen, wo man vom Wind geschützt ist und wir entschieden uns spontan in Camps Bay auszusteigen. Klar, Strand ist Strand, aber ein bisschen Abwechslung muss schon sein :D. Auch dieser Strand war wie zu erwarten wunderschön und wir verbrachten unseren gesamten Nachmittag dort.

Wochenende:

Am Wochenende habe ich einfach nochmal ein paar Sachen nachgeholt, die noch auf meiner To-Do-Liste stehen, bevor es zurück nach Deutschland geht. Dazu gehörten:

  • Shoppen auf der Longstreet: hier gibt es einige Läden im Boho oder Hippie-Style, sowie afrikanische Touristenläden
  • Bo-Kaap: Das Bo-Kaap ist auf die Sklavenzeit zurückzuführen. Die Vorfahren der heutzutage lebenden Menschen (vor allem Muslime) waren zum größten Teil Sklaven und politische Gefangene der Holländer, die meist aus den holländischen Kolonien in Asien ans Kap verschleppt wurden. Doch sie konnten sich hier in Südafrika eine neue Existenz aufbauen, was insbesondere damit zusammenhängt, dass sie im Gegensatz zu den meist eher schlecht gebildeten Weißen, die zu dieser Zeit ans Kap kamen, einer recht guten Bildungsschicht angehörten. Die Muslime konnten also den Mangel an Handwerkern ausgleichen und waren zudem sehr gefragt, sodass sie sogar Lohn für ihre Arbeit erhielten, was für die Sklavengesellschaft eher untypisch war. Mit dem dabei verdienten Geld wiederum ließen sie sich an den Hängen des Signalhills nieder: das heutige Bo-Kaap. Dieses zeichnet sich heute vor allem durch die farbenfrohen Häuser und Moscheen aus. Dies wiederum ist ebenfalls auf die Sklvenzeit zurückzuführen, da die Sklaven - bevor sie das Bo-Kaap besiedelten - in sehr grauen, tristen und trostlosen Vierteln lebten. Die farbigen Häuser waren also eine Reaktion und Auflehnung gegen den Staat und die Politik. Außerdem ist das Bo-Kaap im Gegensatz zu den anderen ehemaligen Sklavenvierteln (z.B. District Six) von der Zerstörung und Zwangsumsiedlung während der Apartheid verschont geblieben. Demnach ist das Viertel heute noch in den Händen einer muslimischen Gemeinde. Überall sieht man verschleierte Frauen oder Männer in weißen Gewändern.
  • District 6 Museum: Die ersten Einwohner des District-Six waren einst Sklaven, die aus Mosambik, Madagaskar, Angola und Indien an das Kap gebracht wurden. als die Apartheid in den 1950er Jahren dann schließlich neue Formen annahm und dies unter anderem zu einer Reorganisation des Staates führte, mussten auch die hier lebenden Menschen -überwiegend Schwarze und Coloureds- das Viertel von einen auf den anderen Tag räumen. Diese Menschen wurden daraufhin in dei umliegenden und von Kapstadt sehr weit entfernten Hometowns ausgesiedelt. Das District Six hingegen war nun den Weißen, den Europäern vorbehalten. Für viele Menschen bedeutete dies ein herber Verlust. Ein Verlust des sozialen Umfelds, ein Verlust der Nachbarschaft und Familie und zuletzt ein Verlust des Zuhauses. Zudem haben viele der Schwarzen daraufhin ihre Arbeit verloren, da der Arbeitsplatz zu weit enfernt und jegliche Transportmittel zu teuer waren. Dies war der Beginn einer immer weiter wachsenden Armut und Verelendung der Hometowns bzw. heutigen Townships, die mit der Apartheidspolitik vorprogrammiert war.

Kommentar: "Yes, there was a lot of speculation. Well firstly it was said 'don't believe it because the govement can never move all of us. Where are they going to put us all?' That was the overriding factor. 'It won't happen.' And suddenly when the realisation hit the people and when it was there, there was nothing they could do... You know at that time how they used to come and move you out of our place? They came with the police and soem people who couldn't afford a truck, they gave you a truck for you to cart your stuff out. You were given notice. 'Die man van die group was hier.' I still remember these khaki-clad, safari-guides guys used to come around with their papers. I was fortunate. All of us were not forcibly removed from Blomshof flat. I moved out in 1968 or '67 on my own. I got married. I moved out, I came to stay out in the Cape flats here."

"Until the age of 27 I was in District Six. That is when they arrested me at my home. I was picked up and put away and that was the end of my stay in District Six, because once I was released from jail, my mother was already in Manenberg. So on my release in 1971 I was take by the Special Branch to there where my mother was living. No, I don't think it was awarness, that consciousness really hit her. I don't think like the most of the Coloured -I must say- in District Six, I don't think they ever thought something like that would ever happen to them. There they were caught totally unprepared and a great percentage of people just thought ' God will ..., goverment will make us powerless, we can't fight back.' They just succumbed."

  • Sonnen am Llandudno-Beach: kleinerer Strand ganz bei uns in der Nähe und da es heute bei uns windstill war auf jeden Fall sehenswert; neben Sonnen und Baden kann man hier zahlreiche Surfer beobachten

20.11.2016, Sonntag

Nachdem wir vom Strand zurückkehrten wartete noch ein kleines Highlight auf uns: das Sunset-Konzert im Botanischen Garten Kirstenbosch. Es fand auf einer großen Wiese statt. Eine kleine Bühne war aufgebaut und wir mussten in einiger Entfernung Platz nehmen, da schon viele Leute da waren. Der Künstler hieß Jimmi Nevis. Keine Ahnung wer das ist, aber gemütlich war es. Viel von der Bühen sehen konnten wir sowieso nicht, das war aber nicht weiter schlimm. Wir hatten ein kleines Picknick dabei, legten uns in die Wiese und lauschten der Musik. Es ging so in die Richtung Pop und noch einige bekannte gecoverte Titel. Gegen 8 Uhr war es dann vorbei und die anderen wollten leider schon wieder zurück. Normal wäre ich noch etwas geblieben, aber das ist eben die Sache in einer großen Gruppe und wenn man gemeinsam ein Taxi nehmen muss. Es war auf jeden Fall ein schöner Abend. Einfach auch nur zum entspannen und um mal einen Eindruck von der südafrikanischen Musik zu bekommen.
 
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